US-Botschaft: Die letzte Lücke ist geschlossen

Die neue US-Botschaft am Pariser Platz wird zum Unabhängigkeitstag feierlich eröffnet.

Berlin. Die "Stars and Stripes" baumeln schlapp an diesem Tag, aber der goldene Schriftzug zwischen dem cremefarbenen Kalkstein glänzt stolz: "Embassy of the United States of America".

Es sind nur noch wenige Stunden bis zum 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten. Morgen wird die neue US-Botschaft am Pariser Platz feierlich eröffnet.

George Bush hat sich in Berlin angekündigt, wohlgemerkt George H. W. Bush, der Vater des amtierenden Präsidenten. Nach Bush wird Bundeskanzlerin Angela Merkel reden, dann spielt die U.S. Air Force Jazz Band auf, flankiert von Elvis-Presley-Imitatoren.

Die Wegweiser zum "American Beer" befinden sich jetzt schon auf dem historischen Platz, ebenso wie die Tribüne für Ehrengäste.

Gefeiert wird eine Rückkehr mit Symbolcharakter. Bis kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs residierten die US-Diplomaten an dem Ort, wo nun der neue Botschaftskomplex seinen Standort hat.

Ende der 50er Jahre trug die DDR die Überbleibsel des im Krieg zerstörten Gebäudes ab. Historiker berichten, dass die DDR die Amerikaner aber nie aus dem Grundbuch strich und einmal im Jahr sogar eine Grundstücksbesichtigung erlaubte.

Noch vor 20 Jahren war das Areal Sperrzone an der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Zu Zeiten des Kalten Kriegs hatten die USA im Westen der Stadt lediglich eine "Außenstelle", die Botschaft war nach Bonn umgezogen.

In der DDR residierten die Amerikaner nahe der Straße Unter den Linden. Nach dem Mauerfall und dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin wurde dieses Gebäude zunächst offizieller Sitz der US-Botschaft in Deutschland.

Mit der Rückkehr zum traditionellen Standort am Pariser Platz wird die letzte Baulücke an Berlins bester Adresse geschlossen.

Die unmittelbaren Nachbarn sind zwei Banken, daneben die Akademie der Künste, das Hotel Adlon und die französische Botschaft. Aus ihren Büros haben die US-Diplomaten Blick auf die Reichstagskuppel und das Holocaust-Mahnmal.

Ursprünglich entworfen noch während der Ära Clinton, ist das Gebäude nun durch zahlreiche gestalterische Veränderungen auch Ausdruck des amerikanischen Sicherheitsbedürfnisses nach dem 11. September.

Wie es heißt, haben Anti-Terror-Experten fleißig mitgeplant. Insofern ist das kalifornische Architektenbüro Moore-Ruble-Yudell nicht allein für den Festungscharakter des Gebäudes verantwortlich.

Kritiker giften gegen die "schießschartenartig verengten Fenster" mit grünlich schimmerndem Panzerglas und streiten, ob der Zweckbau eher an einen Bunker, eine Ritterburg, Volkshochschulen oder Flughafenhotels erinnert.

Mehr Ästhetik als das durchschnittliche Verwaltungsgebäude einer deutschen Mittelstadt bietet der Botschaftsbau jedenfalls nicht.

"Wir hätten ja mitten im Wald bauen können", sagt US-Botschafter William Timken. "Aber wir wollten ein Teil Deutschlands sein."

Eine Geste an das Gastland: Die amerikanischen Diplomaten bestellten den Weißkopfseeadler, das Wappentier, in der Meissener Porzellan-Manufaktur. Der Botschaftsadler kein US-Import - das ist die große Ausnahme.

Doch den Porzellan-Adler bekommen die meisten Bürger eben nicht zu sehen. Die massiven Poller, die das Gebäude abschirmen, bestimmen dagegen das Stadtbild Berlins.

Hans Stimmann, ehemaliger Senatsbaudirektor von Berlin, findet deshalb, die Botschaft repräsentiere "das verpollerte Gesicht der USA". Nur die chinesische Vertretung - eine DDR-Fassade, versehen mit silbernen Aluminiumplatten und bläulichem Spiegelglas - sei noch hässlicher.