Neuer Anlauf für den globalen Klimaschutz
Nach dem Desaster von Kopenhagen ringen die Staaten erneut um ein Abkommen.
Bonn. Die Katerstimmung nach dem fehlgeschlagenen Weltklimagipfel von Kopenhagen ist noch nicht gewichen. Erstmals seit dem Dezember-Fiasko sind Regierungsvertreter aus aller Welt wieder zu einer UN-Konferenz zusammengekommen. Von einem neuen Aufbruch kann aber noch keine Rede sein. "Wir müssen erst einmal wieder für Vertrauen sorgen", sagte der Sprecher der Entwicklungsländer gestern zu Beginn der dreitägigen Konferenz in Bonn.
Vor allem den USA und China nimmt man in vielen Teilen der Welt übel, dass sie das UN-Prozedere über den Haufen warfen und ihre eigene Regie entfalteten. Der EU gelang es nicht, an frühere Zeiten anzuknüpfen. Ihre tonangebende Position will die EU nun wieder zurückerobern. Bei der Minderung von Treibhausgasen ist sie bisher allerdings nicht über ihr bisheriges Ziel der Reduzierung um 20 Prozent bis 2020 hinausgegangen. Die spanische Delegierte, die für die EU sprach, bekräftigte die Bereitschaft der Europäer, schon innerhalb der nächsten drei Jahre 2,4 Milliarden Euro jährlich für die ärmeren Länder zur Verfügung zu stellen.
Ähnliche Signale von anderen Seiten fehlten. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will wieder mehr ins Rampenlicht drängen: Die Bundesregierung lädt zu einem großen Ministertreffen mit Merkel außerhalb des UN-Prozesses Anfang Mai auf den Petersberg bei Bonn.
In Kopenhagen hatten sich die Staats- und Regierungschefs auf das langfristige Ziel verständigt, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Konkret in die Pflicht genommen wurde aber niemand. Die Vereinbarung wurde schließlich von der Staatengemeinschaft nicht einmal verabschiedet.
Ob es in Cancún zu einem für alle verbindlichen Abkommen reicht, hänge vor allem von der Gesetzgebung in den USA ab, sagte ein Greenpeace-Experte. Denn nur dann könnte sich Washington auch international zu einer konkreten Minderung bei Treibhausgasen bekennen. Ungeklärt ist, inwieweit ein Abkommen rechtsverbindlich sein soll. UN-Klimasekretär Yvo de Boer wäre schon froh, wenn in Cancún das bereits für Kopenhagen anvisierte Ergebnis herauskäme. Dies wäre aber nur ein Rahmenvereinbarung für den künftigen Klimaschutz. Das bedeutet: Einen Vertrag gäbe es frühestens 2011 auf dem Gipfel in Südafrika.