Rüttgers und Seehofer: Achse gegen Merkel?

Analyse: Mit dem neuen starken Mann der CSU könnte NRW das Bündnis mit Bayern wiederbeleben.

Düsseldorf. Im fernen Südfrankreich beobachtet der Urlauber Jürgen Rüttgers gebannt das Schauspiel, das die CSU in Bayern darbietet. In Telefonaten mit seiner Staatskanzlei, aber auch mit Unionsgranden quer durch die Republik lässt sich der CDU-Bundesvize und NRW-Ministerpräsident über die Entwicklungen im Süden auf dem laufenden halten. Seit gestern ist er ganz entspannt - Horst Seehofer wird der neue starke Mann in Bayern. Schon denken Rüttgers und seine Strategen über eine neue starke Achse Düsseldorf-München nach.

Seehofer und Rüttgers kennen sich aus den 90er Jahren, als beide Minister im Kabinett Helmut Kohls waren. Rüttgers war der Liebling des Chefs, Seehofer als Blitzgescheiter der Stolz der Bayern. Richtig warm geworden sind die beiden damals nicht miteinander. Dem Vernehmen nach nahm Seehofer den Kollegen Rüttgers zwar als aufgeweckten, aber blutarmen Politiker wahr.

Nun hat sich Rüttgers seit Jahren ein Image als Arbeiterführer aufgebaut, das ehemals tiefrote NRW für die Union geholt. So einer ist immer interessant - auch für den ausgewiesenen Sozialexperten und nötigenfalls Populisten Seehofer.

Ein strategisches Bündnis mit München hat einstmals der rote Regent Wolfgang Clement versucht, auch Rüttgers hat schon 2006 mit Edmund Stoiber und später Günther Beckstein Papiere entwickelt und medienwirksame Auftritte hingelegt. Doch davon blieb vieles Stückwerk - auch wegen der CSU-internen Turbulenzen in den vergangenen Jahren.

Nun könnte es einen Neustart der Achse geben. Gerade in der Umgebung von Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel geht die Angst um, dass sich zwei der mächtigsten Landesfürsten verbünden könnten.

Eine linke Zange aus NRW und Bayern als Gegengewicht zum eher wirtschaftsliberalen Profil der Kanzlerin? Im Vorfeld der strategischen Planung für die Bundestagswahl im kommenden Jahr ist das für viele in der Berliner CDU-Zentrale ein Albtraum. "Aber wir haben eine Hoffnung: Die FDP-Verbände in NRW und in Bayern werden Rüttgers und Seehofer auf Kurs halten", hieß es gestern bei der Bundes-CDU.