Tagesmütter vergeblich gesucht – Bezahlung zu gering
Kleinkind-Betreuung: Nicht nur Krippen braucht das Land. Der Tagesmütter-Verband fordert mehr Zuschüsse. Dann würden sich auch mehr qualifizierte Tagespflegepersonen melden.
Düsseldorf/Krefeld/Wuppertal. Immer mehr Eltern in Nordrhein-Westfalen wollen ihre Kinder von einer Tagesmutter betreuen lassen. Doch es gibt nicht genügend Betreuungspersonen - wegen der schlechten Bezahlung, sagen Experten. Der Bundesverband der Tagesmütter mit Sitz in Krefeld fordert deshalb, dass die öffentlichen Zuschüsse auf 5,50 Euro pro Stunde erhöht werden.
Petra Josten vom Jugendamt Krefeld sagt: "Während sich bis vor kurzem hauptsächlich Alleinerziehende meldeten, die eine Tagesmutter suchten, sind es jetzt zunehmend auch Doppelverdiener." Auch Melanie Heil vom Jugendamt Wuppertal stellt fest: "Es gibt hier die Tendenz, dass Mütter eher nicht mehr die drei Jahre Elternzeit ausnutzen. Dann brauchen sie eine Betreuung für ihre Kleinkinder."
Zur Zeit handeln Eltern und Tagesmütter die Bezahlung frei aus. Die Spanne reicht von ein bis zehn Euro die Stunde, Durchschnitt sind laut Bundesverband der Tagesmütter etwa drei bis vier Euro. Wenn Eltern einen Antrag beim Jugendamt stellen, bekommen sie bei geringem Einkommen bis zu 2,50 Euro pro Stunde dazu, die je nach Kommune an die Eltern oder an die Tagesmutter ausgezahlt werden.
Das sei zu wenig, sagt Dieter Zühlke, der Geschäftsführer des Tagesmutterverbandes: "Es geht um eine leistungsgerechte Bezahlung. Tagesmutter zu sein, bedeutet mehr als ein bisschen Kinderbetreuung. Wenn Deutschland die Tagespflege ausbauen will, dann muss die Tagesmutter zum Beruf werden."
In der Diskussion um die Betreuung von Unter-Dreijährigen wurde die Kindertagespflege bisher vernachlässigt. Wenn es zu wenig Betreuungspersonen gibt, müssen Anreize geschaffen werden, sich zur Tagesmutter ausbilden zu lassen. Dafür ist es notwendig, dass sich die Kindertagespflege vom Nebenjob zum Vollzeitberuf entwickelt. Bereits jetzt stellt das Jugendamt professionelle Anforderungen an die Tagesmütter, wenn sie ihre Qualifikation prüft, bevor sie die erforderliche Tagespflegeerlaubnis ausstellt. Da muss sich auch die Bezahlung an professionellen Standards bemessen. Drei bis vier Euro durchschnittlicher Stundenlohn sind da zu wenig.
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