Vollzeitberuf Tagesmutter

Kleinkind-Betreuung: Karen Kazda möchte davon leben, dass sie Kinder betreut. Zurzeit bekommt sie vier Euro pro Stunde. Die geringe Bezahlung schreckt viele Frauen ab, die gerne als Tagesmutter arbeiten würden.

Wuppertal. Der viermonatige Frederick liegt platt auf dem roten Teppich, seine blonden Härchen stehen wild ab. Er strampelt mit den Beinen, als wolle er gleich loskrabbeln, aber noch kann er das nicht. Aufmerksam verfolgt er mit seinen blauen Augen, wie Tagesmutter Karen Kazda der ein-jährigen Luci die Windeln wechselt. "Meine Ratten" nennt Kazda ihre zwei Schützlinge liebevoll.

Anfang des Jahres hat die 49-Jährige die Tagespflegeerlaubnis vom Jugendamt bekommen und eine Spielecke in ihrem Wohnzimmer eingerichtet. Sie ist eine der Frauen, die die Kindertagespflege als Vollzeitberuf verstehen und eine entsprechende Bezahlung fordern. "Ich mache das ja nicht nur so nebenbei. Ich muss davon leben können", sagt Kazda. Die vier Euro, die ihr pro Stunde bezahlt werden, seien da kaum genug.

Als Tagesmutter ist sie auch Erzieherin. "Als ich neulich staubsaugte, hat Luci gequengelt, weil sie im Mittelpunkt stehen wollte. Da habe ich nicht alles stehen und liegen gelassen, aber mit ihr geredet, damit sie sich beachtet fühlt." Situationen wie diese bespricht Kazda Abends mit den Eltern. "Die freuen sich, wenn ich konsequent bin", sagt sie.

Tagespflegeerlaubnis Wenn Tagesmütter Kinder mehr als 15 Stunden wöchentlich und länger als drei Monate betreuen, brauchen sie seit Oktober 2005 eine Tagespflegeerlaubnis von der Stadt. So schreibt es das Sozialgesetzbuch vor.

Prüfung Das Jugendamt prüft zuvor, ob ausreichend Platz in der Wohnung der Tagesmutter vorhanden ist. Wenn angehende Tagesmütter keine erzieherische Ausbildung vorweisen, müssen sie Qualifizierungskurse besuchen. Diese werden von freien Trägern angeboten.