Frank-Walter Steinmeier muss erst zum Politiker reifen

Kurt Beck will den Außenminister in der SPD-Führung installieren. Das wäre eine neue Welt für Steinmeier.

Berlin. Früher ist es nicht weiter aufgefallen. Gerhard Schröder erzeugte in seiner Allgegenwart auf den Bildschirmen den Eindruck, er sei eine komplette Mannschaft. Nach der Wahlniederlage und seit Kurt Beck der SPD vorsitzt, ist aber aufgefallen, dass die Partei über wenig Führungspersonal verfügt. Jetzt will Beck die Spitze neu aufstellen, indem er sie verkleinert und Schwergewichte wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier um sich versammelt.

Ein zweiter Bundesminister unter den drei Stellvertretern stärkt das Regierungsgewicht in der oppositionsverliebten SPD. Wenn Beck aber den Mann hinter Schröder holt, der als Kanzleramtschef mit allen Belangen der Agenda 2010 befasst war, darf man das als Verankerung des Reformkurses bewerten. Neben Vizekanzler Franz Müntefering, der die Sozialdemokraten antreibt, sich zur Agendapolitik zu bekennen, sendet Beck so die personifizierte gleiche Botschaft.

Es ist auch ein Zeichen von Souveränität, dass Beck sich den beliebtesten SPD-Politiker an seine Seite wünscht. Längst wird spekuliert, ob Steinmeier nicht besser statt Beck im nächsten Wahlkampf gegen Merkel antreten sollte. Diese Option könnte Beck im Blick haben, für den Fall, dass es ihm nicht gelingt, seine Popularität von Rheinland-Pfalz aus in die Republik zu exportieren.

Frank-Walter Steinmeier wurde am 5. Januar 1956 in Detmold als Sohn eines Tischlers und einer Fabrikarbeiterin geboren. Ab 1976 studierte er in Gießen Jura, ab 1980 auch Politikwissenschaft.