Terror mit Hartz IV finanziert
Anschläge Zelle aus dem Sauerland schon früh von Geheimdiensten und Polizei unterwandert.
Oberschledorn/Sauerland. Die Vorbereitung der geplanten Bombenanschläge durch die islamistische "Sauerland-Terrorzelle" wurde laut Focus auch mit illegal bezogenen Hartz-IV-Leistungen finanziert.
Im Oktober 2006 soll sich der 29-jährige mutmaßliche Rädelsführer bei der Agentur für Arbeit in Ulm und bei der Stadtverwaltung Arbeitslosen- und Wohngeld erschlichen haben, berichtet das Magazin. Das Bundeskriminalamt (BKA) schätze, dass der mit zwei Komplizen angeklagte Fritz Gelowicz 650 Euro pro Monat für die Attentate beisteuern konnte.
Der Spiegel berichtet, die "Islamische Dschihad Union" (IJU), der die Beschuldigten angehören, sei schon früh von Geheimdiensten und Polizei überwacht worden.
Gelowicz habe laut BKA spätestens von Februar 2007 an in der Firma seines Vaters zusätzlich 1100 Euro pro Monat für Schwarzarbeit erhalten, berichtet Focus. Zudem habe Gelowicz verschwiegen, dass der Lohn seiner Frau mehr als 1300 Euro betrug. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte, dass gegen Gelowicz und auch gegen seinen 29 Jahre alten mutmaßlichen Komplizen Adem Yilmaz wegen Sozialhilfebetrugs ermittelt wurde. Allerdings sei dies nicht mehr Gegenstand des weiteren Verfahrens.
Die mutmaßlichen islamischen Terroristen der "Sauerlandzelle" sollen nach Angaben der Bundesanwaltschaft vom Freitag Anschläge in Frankfurt, Dortmund, Düsseldorf, Stuttgart, München, Köln und im pfälzischen Ramstein, Sitz eines US-Luftwaffenstützpunktes, erwogen haben.
Den beiden zum Islam konvertierten Gelowicz und Daniel Schneider (22) sowie dem Türken Yilmaz wird unter anderem die Mitgliedschaft in einer inländischen terroristischen Vereinigung, die Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens und eines Mordes vorgeworfen. Die Männer waren im September 2007 in einer Ferienwohnanlage in Oberschledorn/Sauerland festgenommen worden.
In zwölf Fässern hatten die Männer Wasserstoffperoxid in einer Garage in Freudenstadt im Schwarzwald gebunkert. Daraus hätten sich Bomben mit einer Sprengkraft von mehr als 400 Kilogramm TNT produzieren lassen. Zünder hatte sich das Trio besorgt, sie lagen bereit. Vorsichtshalber tauschten die Fahnder die Fässer heimlich gegen eine ungefährliche Mischung aus.
Als die jungen Männer in Oberschledorn aus der geruchslosen Substanz die Bomben herstellen wollten, griffen die Sicherheitskräfte zu. Dabei wurde auch auf einen Polizisten geschossen, der jüngste Angeklagte muss sich deshalb zudem wegen versuchten Mordes verantworten.
Nach Angaben des Nachrichtenmagazins Der Spiegel soll die IJU schon früh von Geheimdiensten und der Polizei unterwandert worden sein. Eine Lieferung von Zündern an die Gruppe sei vom US-Geheimdienst CIA und einem türkischen Geheimdienst überwacht worden.
Zudem sei einer der Islamisten, die die Zünder in Istanbul besorgt haben sollen, seit zwei Jahren Informant der amerikanischen und türkischen Sicherheitsbehörden, berichtet das Magazin.
Nach der Identifizierung der Terrorzelle im süddeutschen Raum soll außerdem die deutsche Polizei zwei Vertrauenspersonen auf Schneider angesetzt haben. Einer der Informanten soll nach Medienangaben für sechs Wochen in eine Saarbrücker Wohngemeinschaft, in der sich Schneider aufgehalten habe, gezogen sein.