Kurt Beck: Rückzug nach Mainz statt Amt in Berlin

Abgang durch die Hintertür und erste Verschwörungstheorien als Hinterlassenschaft.

Berlin. Es war ein Abgang, der an Bitterkeit kaum zu übertreffen ist. Nur Minuten verbrachte Kurt Beck bei der Klausur des SPD-Vorstands am Schwielowsee, dann verließ er die Runde wortlos durch den Hinterausgang und schürte später mit einer Erklärung Verschwörungstheorien.

Nach nicht einmal 30 Monaten ist Beck als SPD-Vorsitzender gescheitert. Am Anfang noch wegen seiner Volksnähe als Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Sozialdemokraten gelobt, wurde der 59-Jährige am Ende öffentlich als "Pfälzer Waldschrat" verspottet.

Dass Beck bei der Kanzlerkandidatur Frank-Walter Steinmeier den Vortritt lassen musste, überraschte nicht. Doch die zweite Überraschung war noch viel größer. In seiner Erklärung machte Beck "gezielte Falschinformationen" dafür verantwortlich, dass seine Autorität soweit zerstört worden sei, dass ihm nur der Rücktritt blieb.

Mit seiner Erklärung könnte Beck die Gräben in der SPD noch vertiefen. Irgendwann könnte die Frage aufkochen, wer die Verantwortung für diesen Chaostag Anfang September 2008 hatte - und die Diskussion könnte denen schaden, die jetzt als Sieger dastehen, nämlich Steinmeier und Müntefering.

Beck war im Frühjahr 2006 aus der Not heraus für die SPD in die Bresche gesprungen. Doch er schaffte es nicht, woran vor ihm schon die SPD-Chefs Platzeck und Müntefering gescheitert sind: Die seit der Agenda 2010 zerstrittenen Flügel der SPD wieder zusammen zu führen. Verstärkt wurde diese Zerrissenheit durch das Erstarken der neuen Linken.

Während Becks Amtszeit verschmolzen nicht nur PDS und WASG zur Linkspartei. Ihnen gelang auch in Hessen, Niedersachsen und Hamburg der Sprung in den Landtag - als Beck als SPD-Chef angefangen hatte, wäre ein so breiter Erfolg der damaligen PDS im Westen undenkbar gewesen.