US-Wahlkampf: Der Kandidat als Gotteskrieger

Eine Karikatur provoziert den Demokraten Barack Obama.

Washington. Gegenwind aus ungewohnter Richtung hat der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama jetzt zu spüren bekommen: Ein linksgerichtetes Nachrichtenmagazin, das Obama unterstützt, hat ihn auf seiner Titelseite als muslimischen Extremisten dargestellt und Ehefrau Michelle als Terroristin.

Ziel der Karikatur war es, die irrationalen Ängste der Amerikaner aufs Korn zu nehmen. Doch die Zeichnung hatte einen Bumerangeffekt. In der US-Öffentlichkeit macht sich Empörung breit, und sowohl der afro-amerikanische Senator als auch sein republikanischer Gegner John McCain sind entsetzt.

Millionen Amerikaner trauten ihren Augen nicht, als sie am Montag am Kiosk standen und auf die Titelseite des Wochenmagazins "The New Yorker" schauten. Dort ist Barack Obama in muslimischem Gewand zu sehen, daneben steht Ehefrau Michelle, mit Gewehr und Munitionsgürtel. Im Kamin brennt eine amerikanische Flagge, und hinter dem Kandidaten hängt an der Wand ein Bild von Osama bin Laden. Aus der Chefredaktion des "New Yorker" verlautete, dass man nicht den Kandidaten habe karikieren wollen, sondern vielmehr jene Wähler, die ihn wegen seiner Hautfarbe, seiner teilweise muslimischen Herkunft oder seines vollständigen Namens "Barack Hussein Obama" ablehnen.

"Satiren sind manchmal so, dass man daran Anstoß nimmt", meinte Chefredakteur David Remnick gelassen. "Doch die Erklärung ist lahm", reagierte die Kolumnistin Arianna Huffington. "Die Sache ging voll daneben, dafür muss das Blatt geradestehen und sollte sich entschuldigen."

Ähnlich sieht es der Kandidat, dessen Sprecher Bill Burton die Zeichnung "geschmacklos und beleidigend" nannte. Anstößig ist nach Ansicht vieler Demokraten zudem die rassistische Anspielung. Auf dem Bild berühren sich nämlich die Fäuste des Senators und seiner Frau. Einen sogenannten "Faustklopfer", unter Schwarzen eine gängige Geste der Gratulation, hatten sich Barack und Michelle Obama gegeben, nachdem Hillary Clinton das Handtuch geworfen hatte und er damit als Präsidentschaftskandidat der Partei feststand.