Zulu-Power contra Xhosa-Nostra: Jacob Zuma zum neuen Parteichef von Südafrikas ANC gewählt

In Südafrika hat der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) am Dienstag den umstrittenen Politiker Jacob Zuma zum neuen Parteichef gewählt. Eine neue Ära für Südafrika?

Polokwane/Johannesburg. Von den hügeligen Armenvierteln Durbans bis hin zum verregneten Konferenzgelände in Polokwane wurden am Dienstagabend spontane Feuerwerke gezündet. Die Wahl des neuen ANC-Vorsitzenden Jacob Zuma löste landesweit vor allem bei den Armen Jubel aus - und ließ zugleich Präsident Thabo Mbekis Träume über eine Absicherung seiner letzten Amtsjahre zerplatzen. Eine neue Ära brach an, meinten am Tag danach viele südafrikanische Kommentatoren. Sie ließen jedoch offen, was sie der jungen Kap-Demokratie bescheren dürfte.

Während einige Kritiker bereits einen Linksrutsch beschwörten, freute sich die größte Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) über einen drohenden Verlust der Mitte durch den konkurrierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC). „Der ANC dürfte nun zur Geisel von Populisten und Linkspolitikern werden und ein wachsendes Vakuum im Zentrum der südafrikanischen Politik hinterlassen“, meinte die DA- Vorsitzende Helen Zille. Ihre Partei werde die Gunst der Stunde nutzen, um dieses Vakuum zu füllen. Politikexperten wie Adam Habib dagegen werteten die Abwahl des bisherigen ANC-Chefs Mbeki als Beleg für die Demokratie - in Afrika sei der demokratische Wechsel noch immer nicht selbstverständlich.

Analysten machten die große Distanz Mbekis und seiner Regierung zur Masse der Bevölkerung verantwortlich für die Wahl Zumas; der habe es verstanden, die Enttäuschten und Unverstandenen hinter sich zu scharen. Vor allem in seiner traditionsbewussten Heimatprovinz KwaZulu-Natal nährte seine Wahl Hoffnungen. Nach zwei Präsidenten vom Stamm der Xhosa - Mandela und Mbeki - zeichne sich nun mit Zuma eine Zulu-Ära ab. Zuma-Fans hatten schon vor der Wahl mit ethnischen Anspielungen Stimmung gemacht. Für die vermeintliche Dominanz von Xhosa-Politikern gab es das böse Wort einer „Xhosa-Nostra“ - in Anlehnung an den Namen der Mafia-Organisation Cosa Nostra.

Wie Zumas Politik genau aussehen wird, ist noch unklar. Der volksnahe Politiker versprach Investoren, wirtschaftspolitisch wenig Korrekturen vornehmen zu wollen. Angesichts seiner Nähe zu Gewerkschaften und Kommunisten sowie den auf ihn gerichteten Hoffnungen der armen Bevölkerung gilt jedoch eine neue soziale Ausrichtung der Wirtschaft als wahrscheinlich. Ungewiss ist, inwieweit Mbeki bis zum Ende seiner Amtszeit 2009 seine Politik unbelastet weiter fortführen kann.

Der werte-konservative Zuma sprach sich auf Veranstaltungen für eine harte Haltung bei der Bekämpfung der Kriminalität aus. „Er könnte etwas tun, was Mbeki nie getan hat und der Nation erklären, dass das Gewaltverbrechen ein nationaler Notstand ist und er es ernst nimmt“, meinte ein Kommentator der Zeitung „The Citizen“. Er hielt es sogar für möglich, dass sich Zumas als neue Kraft bei der Bekämpfung der am Kap wütenden Aids-Epidemie profilieren könnte. Gerade weil er durch seine Skandale und Verfahren an Glaubwürdigkeit verloren habe: „Durch eine starke, sensible Aidspolitik könnte er sich auf einfache Weise politische Vorteile verschaffen“.