Das Kleidergrößen-Chaos

Die Deutschen werden neu vermessen, damit alles wieder richtig sitzt.

Düsseldorf. Wer kennt das nicht: Die schicke Hose in der Umkleidekabine kneift, der Pulli in der gleichen Größe dagegen schlabbert am Körper. In den Läden herrscht das Kleidergrößen-Chaos, mal passt 38, mal sitzt 42 am besten - ohne dass man ein Gramm zu - oder abgenommen hat. Seit Jahren stellen immer mehr Frauen und Männer fest: Die klassischen Konfektionsgrößen sitzen nicht mehr richtig. Schuld sind die veralteten Körpermaßtabellen, die zum Teil noch aus der Zeit von Kanzler Ludwig Erhardt stammen. Seit Jahren wird deshalb munter am Modemarkt vorbei produziert. Besonders Männern fällt es häufig schwer, die passenden Hosen, Jacken oder Hemden zu finden. Das soll sich jetzt ändern: In der groß angelegten Studie "Size GERMANY", die gemeinsam von den Hohensteiner Instituten und Human Solutions durchgeführt wird, werden die Deutschen derzeit neu vermessen. Rund 12 000 Männer und Frauen lassen dafür von einem Bodyscanner ihren Körper abtasten. "Wir sind insgesamt größer und hüftstärker geworden", sagt Martin Rupp, Projektleiter bei "Size GERMANY". In den vergangenen 130 Jahren schoss der deutsche Mann durchschnittlich um rund 16 Zentimeter in die Höhe. "Auch die Körperformen verändern sich. Dem müssen die Bekleidungshersteller Rechnung tragen", sagt Rupp.

Nur 21 Prozent sind mit der gängigen Kleidung zufrieden

Deshalb sollen die bisher geltenden Konfektionsgrößen an die Wirklichkeit angepasst werden. Mehr als 80 Unternehmen beteiligen sich an der 1,2 Millionen Euro teuren Studie, darunter auch die Automobilindustrie, die die Ergebnisse für die Innenraumgestaltung der Fahrzeuge nutzen will.