Der Stromhunger der Computer

Super-Hirne wie "Jugene" in Jülich verursachen Rechnungen im sechsstelligen Bereich. Doch auch der Heim-PC frisst einiges.

<strong>Jülich/Freiburg. "Jugene" hat mächtig Hunger - was bei ihrer Leistung auch nicht verwundern kann. Schließlich rechnet das "Mädchen" aus Jülich auf eine Weise, die Adam Riese vor Neid erblassen ließe. Das schier unglaubliche Arbeitspensum von knapp 167 Teraflops - das sind Billionen Rechenoperationen pro Sekunde - machen "Jugene" (kurz für Jülich Blue Gene) zu einem der schnellsten Zivil-Computer der Welt. Doch besondere Leistungen - das weiß jeder Sportler oder Sportwagenfahrer - sind nicht für lau zu haben. Dazu bedarf es eines hohen Einsatzes von Energie. ",Jugene’ hat einen Verbrauch von 560 Kilowatt", erklärt Kosta Schinarakis vom Forschungszentrum Jülich, wo die Riesenmaschine steht. Anders gesagt: Mit dem Strom, den das Silizium-Wunder frisst, könnten permanent 5000 Birnen à 100 Watt leuchten.Doch nicht nur "Jugene", die eine halbe Werkshalle füllt, auch der schmale Laptop zuhause verbraucht Energie - was einem immer dann besonders auffällt, wenn die eigenen Oberschenkel durch das dort platzierte Gerät stark erwärmt werden. Nach Angaben des Öko-Instituts, einer Umweltforschungseinrichtung mit Hauptsitz in Freiburg, kann der jährliche Energiebedarf eines PC bei durchschnittlich vier Stunden Betriebsdauer bei bis zu 787 Kilowattstunden liegen, bei einem Notebook bei bis zu 166 Kilowattstunden (bei einem guten Kühlschrank ohne Gefrierfach sind es 126 Kilowattstunden). Computer, Drucker, Monitore, Internet- und Email-Nutzung trügen mit mehr als sechs Prozent zu den gesamten Umweltauswirkungen privater Haushalte bei, besondere Energieschlucker: Grafik-Karten und große Bildschirme.

Dietlinde Quack vom Öko-Institut rät daher, den Computer wirklich nur bei Bedarf einzuschalten, keine aufwendigen Bildschirmschoner zu verwenden und über "Einstellungen" einen günstigen Energie-Modus zu wählen, der etwa die Festplatte nach einer bestimmten Zeit runterfährt.

Nach Ansicht von Experten wird Energieeffizienz erst jetzt so richtig ein Thema bei den meisten Computerherstellern. So hat der weltgrößte Chiphersteller Intel vor wenigen Tagen angekündigt, bald seinen ersten Prozessor mit sechs Rechenkernen auf den Markt zu bringen, was einerseits die Leitung verbessern, andererseits Energie sparen soll. Bei "Jugene", einem IBM-Produkt, sorgen 65 536 Prozessoren mit geringer Taktzahl für eine relativ gute Umweltbilanz: Die Wärmeabgabe steigt nämlich quadratisch und damit ökologisch ungünstig zur Leistung der jeweiligen Hardware-Komponente, so die Erklärung aus Jülich.

So gehört "Jugene", obwohl sie Tag und Nacht läuft und eine Jahresendabrechnung für Strom im 100000-Euro-Bereich produzieren dürfte, laut Schinarakis zu den "Energiesparlampen" unter den Super-Computern - zumal sie allein die Arbeit von vielen tausend Computern erledigt.

Einstellungen Im Betriebssystem des jeweiligen Geräts lässt sich in der Regel einstellen, wie lange welche Komponente des Computers aktiv bleiben soll (etwa der Bildschirm oder die Festplatte). Im Windows-System geht man dafür zunächst auf "Start", dann auf "Einstellungen" und schließlich auf "Systemsteuerung". Die entsprechende Kategorie heißt "Leistung und Wartung". Unter "Energieoptionen" gibt es verschiedene Möglichkeiten: so unter anderem die Option des "minimalen Energieverbrauchs", der ausgeschalteten Festplatte nach einer bestimmten Zeit oder einer möglichst geringen Batteriebelastung.

Nutzer-Typ Das Freiburger Öko-Institut rät dazu, sich vor dem Kauf eines Computers zu überlegen, was für ein Nutzer-Typ man ist: Einsteiger oder Gelegenheitsnutzer (hauptsächlich Email, Internet, Schreibprogramme, einfache Spiele), Multimedia-Nutzer (Videobearbeitung, Spiele ohne aufwändige 3D-Darstellungen) oder "Gamer" (3D-Computerspiele). Je umfangreicher nämlich die Ausstattung mit leistungsstarken Komponenten (Arbeitsspeicher, Grafik-Karten) ist, desto höher ist in der Regel der Energieverbrauch. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter: