Gefälschte Medikamente im Umlauf
Am häufigsten werden wertlose Diätpillen und Anabolika über das Internet verkauft. Auf dem europäischen Arzneimittelmarkt sollen die Imitate laut WHO-Schätzungen inzwischen einen Anteil von bis zu zehn Prozent haben.
Köln. Das Haar soll wieder sprießen, die Potenz neu erwachen, die Entzündung zurückgehen. Doch die versprochene Wirkung bleibt aus, die meist teuer über das Internet bezogenen Mittel erweisen sich oft als Fälschungen skrupelloser Geschäftemacher.
Die Zahl der gefälschten Medikamente nimmt zu, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel, das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker oder auch die Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer warnen. Gefälscht wird alles, was sich mit Gewinn verkaufen lässt, vor allem sogenannte Lifestyle-Mittel wie Schlankheitspillen, Präparate gegen Erektionsstörungen oder Anabolika.
"Die Bandbreite der Fälschungen erstreckt sich von Lifestyle- Produkten über Antibiotika, Entzündungshemmer und Hustenmittel bis hin zu HIV-Präparaten", heißt es beim Bundeskriminalamt.
Auf dem europäischen Arzneimittelmarkt sollen die Imitate laut WHO-Schätzungen inzwischen einen Anteil von bis zu zehn Prozent haben. Für Deutschland gibt es keine Zahlen, die meisten Fachleute gehen aber von einem eher unteren einstelligen Prozentbereich aus.
"Einig sind sich alle Experten darüber, dass die Zahl der Arzneimittelfälschungen zunimmt", bestätigt das Bundesarzneimittelinstitut (BfArM) in Bonn, das zum Gesundheitsministerium gehört. Da Lifestyle-Medikamente häufig von illegalen Internet-Versandhändlern vertrieben würden, liege der Anteil der Fälschungen hier ganz besonders hoch - "vermutlich bei bis zu 50 Prozent".
Zwar sind zahlreiche Fälschungen im Umlauf, zu den Folgen gibt es aber bisher keine gesicherten Erkenntnisse. Sie können laut BfArM vom Ausbleiben der gewünschten Wirkung bis hin zu schweren Nebenwirkungen mit Todesfolge reichen.
Zu den "echten" Fälschungen kommen laut BfArM manipulierte Präparate, bei denen Original-Arzneien mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum umverpackt werden oder Originale aus der Packung herausgenommen und durch minderwertige Ware ersetzt werden. Über die Herkunft ist dem BKA nichts Genaues bekannt: "Es gibt aber Hinweise, dass ein Teil aus Osteuropa, Südostasien und Südafrika nach Deutschland gelangt."
Kauf vor Ort: Die sicherste Möglichkeit, sich gegen gefälschte Medikamente zu schützen, ist der Kauf in einer deutschen Apotheke.
Versandhandel: Bietet Ihre örtliche Apotheke den Kauf von Medikamenten auch durch einen Versandservice an, können Sie auch hier Ihre Arzneimittel bestellen.
Erlaubnis zum Versand: Kaufen Sie in einer Ihnen nicht bekannten Apotheke im Versandhandel ein, sollten Sie auf die Erlaubnis achten, die jede Apotheke nach Paragraf 11a des Apothekengesetzes haben muss.
Internetseite: Betreibt eine Apotheke einen Versandhandel, sollte deren Internetseite neben Angaben zur Apotheke und dem Apotheker auch die zuständige Aufsichtsbehörde und Apothekerkammer benennen. Auch die Apothekerkammer kann Auskunft darüber geben, ob sich hinter einer Internetadresse eine richtige Apotheke verbirgt und diese einen Versandhandel betreiben darf.
Gütesiegel: Diesen vergibt der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (Adresse unten)
Versandhandel im Ausland: Finger weg von Versandapotheken außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR). Er umfasst alle Mitgliedstaaten sowie Island, Norwegen und Liechtenstein. Holen Sie vor einer Bestellung bei einer ausländischen Apotheke aus dem EWR zudem den Rat Ihrer Krankenkasse ein.
Finger weg: Das gilt für Internet-Versender, die mit Spam werben und rezeptpflichtige Arzneimittel verkaufen, ohne ein Rezept zu verlangen. ( koc)