Rentner nehmen häufiger Abschläge in Kauf

Berlin (dpa) - Wer früher in Rente geht als mit 65 Jahren, bekommt weniger Geld. Doch das schreckt viele nicht ab, wie aktuelle Zahlen zeigen. Künftig werden noch mehr Rentner mit Abschlägen leben müssen.

Mehr Arbeitnehmer als je zuvor sind im vergangenen Jahr frühzeitig mit Abschlägen in Rente gegangen. 2010 nahmen von rund 856 000 Neu-Rentnern, die in Altersruhestand oder Erwerbsminderung gingen, knapp 496 000 Kürzungen in Kauf. Einen Bericht der „Bild“-Zeitung bestätigte am Wochenende das Bundessozialministerium in Berlin.

Zu möglichen Gründen, vor dem offiziellen Rentenalter in Ruhestand zu gehen, zählen der Wunsch nach einem längeren arbeitsfreien Lebensabend und der Wille, gemeinsam mit dem Partner in Rente zu gehen. Aber auch mangelnde Beschäftigungschancen spielen eine Rolle: Denn noch immer tun sich viele Ältere schwer, bis 65 im Beruf durchzuhalten. Nur dann bekommt man eine volle Rente. Waren 2008 noch 21,7 Prozent vor Rentenbeginn arbeitslos, so waren es 2010 allerdings nur noch 16,1 Prozent.

Der Anteil der Neu-Rentner mit Abschlägen liege bei rund 58 Prozent. Zehn Jahre zuvor habe der Anteil noch bei 11,7 Prozent gelegen, so der Bericht. Die Zahlen stammten aus der Rentenzugangsstatistik 2010 der Deutschen Rentenversicherung, erklärte das Ministerium.

Den Angaben der Rentenversicherung zufolge komme es wegen vorzeitigen Rentenbezugs zu einer Minderung um durchschnittlich 100 Euro brutto im Monat. Im Schnitt seien die Betroffenen auf 36,8 Abschlagsmonate gekommen.

Grund für die Entwicklung sei die Verschiebung der Altersgrenzen nach oben, berichteten die Rentenversicherung und das Ministerium. Arbeitnehmer gehen sogar zusehends später in Rente. Die Rentenzugangsstatistik 2010 weist ein durchschnittliches Zugangsalter bei Altersrenten von 63,5 aus. Im Jahr 2000 war es noch 62,3 Jahre.

Pro vorgezogenem Monat müssen 0,3 Prozent Abschlag hingenommen werden. Wer über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitet, bekommt einen Zuschlag von 0,5 Prozent pro Monat. Die Erwerbsminderungsrente wird für jeden Monat des Rentenbeginns vor Vollendung des 63. Lebensjahrs um 0,3 Prozent, höchstens aber um 10,8 Prozent vermindert.

Von 2012 an wird das Rentenalter bis 2029 schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Wer dann zwei Jahre länger bis zum Ruhestand arbeitet, bekommt als Durchschnittsverdiener auf Basis heutiger Daten rund 55 Euro mehr Monatsrente. Wer früher in Rente geht, muss Abschläge hinnehmen. Ohne Rente mit 67 wären laut Regierung höhere Beiträge oder Leistungskürzungen für Rentner unvermeidbar.