Wann bei Insektenstichen ein Arzt gefragt ist
Berlin (dpa/tmn) - Mücken, Wanzen, Flöhe - wenn diese Blutsauger zustechen, hinterlassen sie rote Spuren auf unserer Haut. Die Pusteln verschwinden meist nach ein paar Tagen. Manchmal ist es aber besser, zum Arzt zu gehen.
Autsch! Erst ein kurzer Piks, dann ein leichtes Kribbeln, bis aus dem Einstich eine juckende Beule geworden ist. Egal ob zu Hause oder im Urlaub: Sobald es wärmer wird, ist wieder besonders mit Insektenstichen zu rechnen. Welchem Blutsauger die roten Flecken zu verdanken sind, ist für Laien dabei nur schwer zu erkennen. Oft würden die Leute sogar überhaupt nicht wissen, dass sie von einem Insekt gepikst wurden, erklärt die Hautärztin Gertraud Kremer vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) in Berlin. „Sie denken, sie haben einen Ausschlag oder eine Kinderkrankheit.“
Tatsächlich ist es häufig sehr schwer, den Fleck einem der Plagegeister zuzuordnen. „Manchmal erkennt man den Stichkanal“, sagt Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin. „Das ist aber eher bei größeren Insekten so, weil die einfach ein größeres Loch gemacht haben.“
Die meisten Insektenstiche sind ungefährlich. Sie jucken zwar unangenehm und sehen nicht schön aus, sind aber nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Die Rötung kommt meist nicht durch die Verletzung durch den Stich an sich - sie ist eine Reaktion auf die Substanzen, die das Insekt in die Wunde gespritzt hat. Kremer empfiehlt, den Stich mit Jod oder Alkohol zu desinfizieren und vor Schmutz zu schützen.
Wenn die Quaddeln aufgekratzt werden und Dreck in die offene Stelle kommt, kann sie sich infizieren - eine eiternde oder stark schmerzende Wunde ist die mögliche Folge. Dann ist es besser, zum Arzt zu gehen, rät Kremer. Wie gefährlich die Entzündung ist, hängt auch von der Stelle ab, wo sie auftritt. „An den Händen und Füßen ist die Infektionsgefahr größer, außerdem ist die Durchblutung dort schlecht“, erklärt die Ärztin. Eine Entzündung am Kopf, die nach innen geht, sei hingegen wegen der Nähe zum Gehirn problematisch.
Manchmal ist auch nicht das Insekt an sich die Gefahr, sondern die möglichen Erreger, die beim Biss übertragen werden. Ein Mückenstich allein ist oft kein Problem - eine Tropenkrankheit wie Malaria schon. „Sie merken dem Stich nicht an, und das egal wo auf der Welt, was übertragen worden ist“, sagt Jelinek. Mittlerweile gebe es auch in Europa Mücken, die Erreger weitergeben können: Tigermücken im Süden etwa, die Viruskrankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen.
Der Tropenmediziner betont jedoch, dass in Europa sonst eher gelte: „Der Mückenstich ist lästig, aber meistens nicht gefährlich.“ Außerhalb des Kontinents sieht es allerdings anders aus. Hier seien Malaria, Gelbfieber und Dengue-Fieber die wichtigsten Gefahren. Wer eine Fernreise plant, sollte sich daher im Vorfeld bei einem Reisemediziner oder Tropeninstitut informieren, welche Impfungen sinnvoll sind und wie man sich vor den Insekten dort am besten schützt.
Aber nicht nur draußen gibt es stechende Winzlinge, die juckende Spuren auf der Haut hinterlassen. Auch im Hotelzimmer oder in der Ferienwohnung können sich hungrige Biester verstecken: Flöhe oder Bettwanzen zum Beispiel. Wie ihr Name bereits verrät, fühlen sich Wanzen vor allem in Schlafgemächern wohl, sie können aber auch hinter Bildern, abstehenden Tapetenrändern oder in Möbelfugen lauern.
Hat man den Verdacht, dass ein Zimmer befallen ist, sollte man es gründlich durchchecken. Das heißt: die Matratze hochheben und nach den Tieren und Kot suchen. „Die Wanzen sitzen immer in Gruppen zusammen“, erklärt Jutta Klasen, Fachtierärztin für Parasitologie am Umweltbundesamt. Sie seien als ein bis zwei Millimeter kleine schwarze Punkte erkennbar. Durch die menschliche Körperwärme und daran, dass sich die CO2-Konzentration in der Luft ändert, würden die Wanzen sofort erkennen: „Aha, da ist ein Wirt, den können wir anzapfen.“
Die Stiche sind von denen anderer Insekten kaum zu unterscheiden: Ein roter, blutunterlaufener Punkt, der etwas größer ist als die Pustel nach einem Mückenstich. „Verdächtig ist es, wenn man die Stiche an Stellen hat, die normalerweise nicht freiliegen“, erklärt Klasen - wenn also der Stich nicht am Fuß ist, der unter der Decke herausluken kann und so auch für Mücken erreichbar ist, sondern an Rücken und Oberschenkel, die meistens zugedeckt sind.
Gefährlich sind die Bisse der Bettwanzen nicht - die Winzlinge übertragen keine Krankheiten. Dennoch: Unruhiger Schlaf und juckende Flecken sind Gründe genug, mit den Biestern nicht die Matratze zu teilen. Wem das trotzdem im Urlaub passiert, sollte seine Kleidung waschen und das Gepäck kontrollieren. Ist die Plage im eigenen Zuhause, hilft nur noch ein Profi-Schädlingsbekämpfer, sagt Klasen. Manche versuchten auch, die Wanzen selbst zu bekämpfen. „Das ist ziemlich illusorisch - dafür verstecken sie sich zu gründlich.“