Kolumne Gute Reise Alles auf eine Karte
„Liebe Tante, lieber Onkel, uns geht es sehr gut. Das Essen schmeckt, die Sonne scheint, das Meer ist blau.“ Ähnlich inhaltsschwere Nachrichten aus den Ferien anderer Leute kennen ältere LeserInnen sicher noch aus gelebter Erfahrung.
Und, Hand aufs Herz, womöglich auch aus eigener Autorenschaft. Der Gruß per Ansichtskarte gehörte einst zum Urlaub wie die Pizza zur Adria oder Strandkorb nach Sylt. Gern schob man die Pflichtaufgabe von einem faulen Nachmittag auf den nächsten - "machen wir, wenn es mal regnet", und zwar in möglichst großen Buchstaben. Am Ende konnte es passieren, dass die mehr oder weniger grandiosen Panoramen von Stränden, Hotelpools, Basaren und Kirchlein erst lange nach Rückreise im Briefkasten der Lieben zuhause ankamen.
Heute fristen die Drehständer mit den Postkarten am Urlaubsidyll meist ein eher tristes Dasein im Souvenirfachhandel. Wer interessiert sich schon noch für sie, und wo gibt es überhaupt noch Francobolli, Sellos, Stamps, Briefmarken für die obsoleten Pappkartons mit Fotorücken? So viel schneller und irgendwie spontaner, ja origineller geht das doch per Textnachricht mit Handyfoto, als Post auf "Insta" und sonstwo im Netz. Oder? Andererseits: Persönlicher bleibt doch die Handschrift, und geradezu liebevoll oder auch humorig kann die Auswahl der Karte für den jeweiligen Empfänger sein. Vielleicht liegt "old school" ja bald mal wieder voll im Trend. Recht herzliche Grüße, P.S.: Gleich gibt es Abendessen...