Der Kick im Canyon: Zu Fuß durch die Saklikent-Schlucht

Saklikent (dpa/tmn) - Die Schlucht von Saklikent ist eine der größten Attraktionen an der Südwestküste der Türkei. Türkische Familien kommen zum Picknick, Touristen, um klitschnass zu werden. Denn den Kick im Canyon bekommt nur, wer nicht wasserscheu ist.

Den Weg weisen handgemalte Schilder. „Saklikent“ steht in krakeliger Schrift auf einem Holzpfeil. Die Schlucht gehört zu den Hauptsehenswürdigkeiten der türkischen Südwestküste. Auf dem Weg dorthin merkt man allerdings wenig davon. Die Straße führt durch duftende Pinienwälder und kleine Orte, in denen ein paar Männer vor dem Teehaus sitzen und vorbeifahrenden Autos hinterhergucken. Als wäre sie für Touristen bestellt, treibt eine alte Bäuerin ihre Kühe und Ziegen am Straßenrand entlang.

Aber Saklikent ist auf den Tourismus eingestellt: Parkplätze und Souvenirläden reihen sich aneinander. Restaurants haben ihre Sitzkissen auf hölzernen Pontons über dem Fluss ausgelegt, man kann in Baumhäusern übernachten. Kurz dahinter liegt der Eingang zur Schlucht. Die ersten 200 Meter geht man auf einem Holzsteg. Steil ragen die Felswände rechts und links in die Höhe. Das Wasser sprudelt unter den Füßen. Dann öffnet sich die Schlucht zu einer Art felsiger Lichtung, wo türkische Familien picknicken.

Spätestens hier fallen die klitschnassen Touristen auf. Denn hier, wo sich die Schlucht noch einmal breit macht, ist Schluss mit der bequemen Besichtigung. Wer tiefer in den Canyon hinein möchte, muss ins Wasser. Und das ist nicht nur kalt, sondern hat ordentlich Druck - vor allem im Frühjahr. Ein junger Mann versucht, eine Art Stromschnelle zu überwinden. Nach wenigen Schritten versinken die Knie im Wasser, dann auch Bauch und Brust. Wer ihm zugesehen hat, wundert sich nicht mehr über die herumstehenden Schilder, die raten, die Schlucht nur mit einem Führer zu erkunden.

Einer von ihnen ist Salih. Er steht in der Stromschnelle wie ein Fels in der Brandung. Hand in Hand mit ihm spürt man zwar immer noch den Wasserdruck, fühlt, wie man droht, nach unten gespült zu werden, bleibt aber auf den Beinen. Danach geht es am Felsrand entlang. Dann muss man wieder mitten in den Fluss. Salih legt den Arm um den Rücken seines Schützlings, damit der nicht mitgerissen wird. Wenn sich der Fluss mal wieder etwas breiter macht und sanft die Waden umplätschert, ist Gelegenheit, nach oben zu blicken.

Senkrecht ragen die Felswände in den Himmel, bis zu 700 Meter geht es hinauf. Der Canyon verjüngt sich und beult aus. Einen Kilometer in die Schlucht hinein führt Salih. Langsam frieren die Beine. Auf dem Rückweg hält Salih an einer Schlammmulde an. Er nimmt eine Handvoll des graubraunen Zeugs und verteilt es auf Gesicht und Armen seines Schützlings. Angeblich ist es gut gegen alle möglichen Leiden, vom Sonnenbrand bis zum Insektenstich.

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