Ein zünftiges Prosit aufs Oktoberfest!
Es gibt sie noch, die Geheimtipps rund um das größte Volksfest der Welt. Angezapft wird am 19.September.
München. Wenn wir schon von Tradition reden, dann beginnt das Oktoberfest mit dem Einzug der Wiesn-Wirte. Der Zug mit den prächtig geschmückten Pferdegespannen und Festwagen wird angeführt vom Münchner Kindl und dem Münchner Oberbürgermeister und begleitet von den Musikkapellen der Festzelte. Um Punkt zwölf Uhr sticht der Oberbürgermeister im Schottenhamel-Zelt mit dem berühmten Ruf "O’zapft is!" das erste Bierfass an, damit ist die Wiesn eröffnet.
Christian Ude hält mit zwei Schlägen den Rekord. Größer, schneller, weiter: Wer mit Achterbahnen und Karussells auf Kriegsfuß steht, kann unbedenklich eine Fahrt mit der Krinoline unternehmen. Die Konstruktion mit der sanft schwankenden Plattform wurde früher von Hand in Schwung gebracht, bis 1909 ein Sachsmotor die schweißtreibende Arbeit übernahm. Wie anno dazumal spielt dazu eine Live-Blaskapelle.
Etwas flotter geht es auf der "Tobboggan" zu. Die merkwürdig anzusehende Turmrutschbahn ist seit 75 Jahren ein Wiesn-Anziehungspunkt. Groß ist die Zahl der Zuschauer, wenn "Toboggan"-Fahrer versuchen, auf dem ständig laufenden Förderband, das sie zügig nach oben bringt, die Balance zu halten. Auf der spiralförmigen Rutsche geht es wieder runter.
Eine schnelle Angelegenheit ist auch das Teufelsrad, eine originelle Konstruktion in Form einer drehbaren Holzscheibe mit fünf Metern Durchmesser. Zuschauer werden aufgefordert, sich darauf zu setzen und sich bei ständig steigender Drehzahl darauf zu halten. Der Moderator mit derb-bayerischen Kommentaren tut sein Übriges, um aus dem Teufelsrad ein vergnügliches Spektakel zu machen.
Ein Zuschauer-Hit ist auch der Schichtl, das legendäre Wiesn-Varieté. Highlights sind nicht nur Elviras Schmetterlingstanz, sondern vor allem das temperamentvoll-witzige Vorprogramm des Einheizers auf der Bühne vor dem Zelt. Der Schlachtruf "Auf geht’s beim Schichtl" gehört zum Wortschatz eines jeden echten Münchners.
Höhenrausch, Sightseeing und Fahrspaß verspricht das Riesenrad, mit 50Metern Höhe das herausragende Wahrzeichen der Wiesn. Man hat einen herrlichen Blick auf das Treiben auf der Festwiese und die Stadt München, bei schönem Wetter sieht man die gesamte Alpenkette.
So groß das Riesenrad, so klein die Hauptdarsteller des traditionellen Floh-Circus. Vor 60 Jahren schlug die Nürnberger Familie Mathes zum ersten Mal auf dem Oktoberfest seine winzige Bude auf. Darin zeigt der "Zirkusdirektor" charmante und erstaunliche Floh-Dressuren.
Erstaunlich und erfreulich auch, dass das gute, alte Kasperltheater selbst im Zeitalter der Spielkonsolen auf der Wiesn überlebt hat. Dort darf sich der Kasperl mit seiner Gretel unter tatkräftiger Mithilfe des Polizisten mit dem Krokodil anlegen. Die Kinder johlen und feuern ihren Held bis zum Happy End an.
Frenetischen Applaus gibt es auch beim Standkonzert der Wiesn-Musikanten am 27. September um elf Uhr auf der Treppe zur Bavaria. Gänsehaut-Alarm ist angesagt, wenn die Bierzelt-Blaskapellen mit insgesamt rund 300 Musikanten aufspielen.
Auch Leib und Seele erfreuen sich an kulinarischen Klassikern: Fischsemmeln mit vielen Zwiebeln, gebrannte Mandeln, die unvergleichlichen Wiesnhendl und natürlich die berühmten Makrelen von der Fischer Vroni.
München ruft - und Menschen aus aller Welt kommen.