Weinfeste - Von edlen Tropfen und süßem Most
Bald funkelt er im Glas, der Neue. Kleiner Ausblick auf Deutschlands schönste Festivals.
Weinregionen. Das Weinglas in einer Hand, eine Leckerei in der anderen, umringt von geselligen Menschen und berieselt von zünftiger Musik: Wein- und Winzerfeste haben in den 13 deutschen Weinanbaugebieten zwar das ganze Jahr über Saison.
Doch gerade an den beschaulichen Spätsommer- und Herbst-Tagen ist der Genussfaktor besonders groß: Denn zu den guten Tropfen der vergangenen Jahre gesellen sich jetzt nach der ersten Ernte die noch gärenden 2009er-Weine weißer Traubensorten. Dieser süße Traubenmost heißt je nach Region Federweißer, Neuer Wein, Junger Wein, Neuer Süßer, Bitzler, Suser oder Reißer.
Baden: Blauer Spätburgunder und Müller-Thurgau, Ruländer, Riesling und Weißburgunder. Das sind die wichtigsten Rebsorten im südlichsten und drittgrößten Weinanbaugebiet der Republik. Regionen wie das Markgräflerland, der Kaiserstuhl und der Breisgau sind Weinfreunden bestens bekannt.
Und natürlich die Ortenau, jene Landschaft, durch die sich die Badische Weinstraße zwischen Baden-Baden und Lahr schlängelt. Hier mischen sich Obstgärten, Wiesen und Rebhänge zwischen Schwarzwaldrand und oberrheinischer Tiefebene.
Dem neuen Wein zu Ehren veranstaltet die Gemeinde Bühl vom 11. bis 14. September ihr Zwetschgenfest mit Weindorf. Ortenauer Lebensart ist das Motto der Weinfeste in Rammersweier (3. bis 4.Oktober) und Fessenbach (24. und 25.Oktober).
Pfalz: An der Grenze zum Elsass verbindet die Deutsche Weinstraße 130Weinorte. In der Pfalz, einer der wichtigsten Weinbauregionen der Republik, steht der Riesling als " König der Weißweine" unbestritten an der Spitze. Aber auch fruchtige rote Spätburgunder und der tiefdunkle, südländische Dornfelder spielen zunehmend eine wichtige Rolle.
Mit dem "Wurstfest" stellt Bad Dürkheim das größte Weinfest der Welt auf die Beine. Das bedeutet nicht nur jede Menge guter Tropfen, goutiert in kleinen Weinzelten namens "Schubkärchler", sondern auch ein Familien-Volksfest samt Deutscher Weinkönigin und Feuerwerk (11. bis 15. sowie 18. bis 21.September).
Hoch her geht es auch beim "Großen Weinfest der Südlichen Weinstraße" (25.September bis 28.September). Die Schoppen, gefüllt mit Wein oder Federweißem, kreisen, und Kapellen spielen auf. Im Weindorf auf dem Ludwigsplatz sorgen Vereine und Gastronomen für Essen und Trinken.
Dabei kommen typische Pfälzer Gerichte aus Großmutters Küche auf den Tisch. Vier Tage lang verwandeln Tausende Besucher die Wein- und Tanzstraße, den Ludwigs- und Schafplatz, in eine weinfröhliche Meile.
Franken: Rhön, Steigerwald, Taubertal und Spessart begrenzen das Rebland, in dem der Silvaner besonders gut gedeiht, der Müller-Thurgau eine Renaissance erlebt und die bauchige Bocksbeutel-Flasche zum Markenzeichen des Anbaugebiets wurde. Der Weißwein-Anteil liegt hier bei rund 80Prozent.
Echte "Schoppen-Pfetzer" kommen zu Füßen der Vogelsburg beim Escherndorfer Weinherbst zum Zuge. Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste den "Escherndorfer Lump" zu schätzen. Die Weinherbst-Feste in Escherndorf starten um 17Uhr - vom 5. September bis 21. November immer samstags. Vom 2.bis 4.Oktober wird auch beim Fränkisches Blasmusik-Wochenende richtig gefeiert: absolut urig, ohne Verstärker und, natürlich, mit reichlich jungem Wein.
Auf die lange Tradition des Silvaner können die Gäste den ganzen Herbst in Obereisenheim anstoßen. Am 5. April 1659 wurde der feine Wein das erste Mal urkundlich erwähnt. Das wird in Obereisenheim gebührend gefeiert, zum Beispiel beim "Kulturherbst" am 26. und 27. September und am 4. und 5. Oktober sowie beim "Weinherbst"-Fest am 3., 10., 17. und 24. Oktober.
Mittelrhein: Von Bingen bis vor die Tore Bonns erstreckt sich am Rhein entlang dieses kleine Anbaugebiet, in dem in vielen Steillagen vor allem Riesling, Müller-Thurgau, Kerner und Spätburgunder wachsen. Den südlichen Teil dieser romantischen Kulisse aus Rebhängen, Burgen und Schlössern, dem Loreley-Felsen und mittelalterlichen Orten erklärte die Unesco zum Weltkulturerbe.
Und auch der Weinfest-Kalender kann sich sehen lassen: Da gibt es zum Beispiel ein "Mittelalterliches Schanktreiben" in Leutesdorf (11. bis 13. September, Weingut Selt). Zur selben Zeit feiern Oberwesel und Linz ihre Winzerfeste. Ein Wochenende später, von 18.bis 20.September, bietet St. Goar das spektakuläre Großfeuerwerk "Rhein in Flammen".
Einen feinen Trachtenumzug können Besucher beim Winzerfest und Erntedank am 4.Oktober in Dattenberg bewundern.
Saale-Unstrut: Steil, klein, fein. Im nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands wachsen die Reben in den engen Flusstälern und auf den Steilterrassen von Saale und Unstrut. Am 19./20.September stehen diverse Wein-Events auf dem Programm. So feiert zum Beispiel das Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen sein "Herbstweinfest" und die Naumburger Wein und Sekt Manufaktur ihr "Kellerfest".