Fliegen à la carte: Mehr Wahlfreiheit im Urlaubsflieger
Dresden (dpa/tmn) - Billigflieger nehmen Extragebühren für viele Zusatzleistungen. Doch auch klassische Ferienflieger trennen sich von starren Tarifen. Bordessen und Wunschsitzplatz werden so zu optionalen Angeboten.
Urlauber sollen dadurch günstiger fliegen können.
Die Ticketpreise sind extrem günstig, dafür kostet fast jeder Service zusätzlich: Dieses Konzept verfolgen Billigflieger seit Jahren. Klassische Ferienflieger dagegen haben bislang in der Regel allen Passagieren die gleiche Leistung geboten. Doch das ändert sich: Auch hier gibt es mittlerweile fast überall verschiedene Tarifklassen. Und Reisende können Essen, Gepäckaufgabe oder ihren Sitzplatz häufiger optional buchen.
Die Fluggesellschaften wollten damit überall dort die Zahlungsbereitschaft für Zusatzleistungen abgreifen, wo sie vorhanden ist, erklärt Christos Evangelinos von der Technischen Universität Dresden. Der Experte für Internationale Verkehrspolitik nennt das „A-la-carte-Pricing“.
Tuifly: Die Fluggesellschaft der Tui bietet erst seit kurzem ein gestaffeltes Tarifsystem an. „Pure“ heißt: Ein Gepäckstück zum Aufgeben und Verpflegung an Bord kosten extra. Beim „Perfect“-Ticket dagegen sind 20 Kilo Gepäck und Catering inklusive. Die Preisdifferenz zwischen den Tarifen liegt Tuifly zufolge bei rund 20 Euro pro Strecke. Wer noch einmal mindestens 50 bis 60 Euro mehr für die „Premium“-Kategorie ausgibt, bekommt einen freien Mittelsitz, 30 Kilo Gepäck und besseres Essen.
Air Berlin: Ein dreigliedriges Tarifsystem gibt es bei Deutschlands zweitgrößter Airline schon seit 2012. Die Ticketklassen heißen „FlyDeal“, „FlyClassic“ und „FlyFlex“. Letztere richtet sich vor allem an Vielflieger. „Die Airline möchte sich aber bewusst von den Low-Cost-Anbietern abgrenzen. So sind das Aufgeben von Gepäck und ein Snack an Bord bei jedem Tarif inklusive.
Condor: Der Ferienflieger bietet in der Economy Class eine Reihe von Leistungen gegen Aufpreis an, etwa die Reservierung des Sitzplatzes, Kinder- und Sondermenüs oder einen Vorabend-Check-In des Gepäcks.
Germanwings: Als typische Billigfluggesellschaft setzt die Lufthansa-Tochter auf ein klar abgestuftes Preissystem. „Basic“ ist der Spartarif: Freigepäck, Essen an Bord und freie Platzwahl sind nicht dabei, sondern erst beim Standardtarif „Smart“. Wer den Komforttarif „Best“ bucht, bekommt unten anderem einen freien Nebensitz, zwei Gepäckstücke gratis und Essen à la carte.
Easyjet: Beim britischen Billigflieger sind Gepäckaufgabe, Essen und Trinken im Flugzeug und der Wunschplatz ebenfalls nicht inklusive. Für Geschäftsleute gibt es den „Flexi-Tarif“, bei dem der Passagier den Sitzplatz wählen, schnell boarden und vor allem den Reisezeitpunkt innerhalb von vier Wochen kostenlos verschieben kann.
Ryanair: Der irische Billigflieger setzt auf günstige Ticketpreise und lässt sich Services wie Bordverpflegung, Gepäckaufgabe und Sitzplatzreservierung generell extra bezahlen. Der Wunschplatz und das Priority Boarding seien sowohl bei Familien als auch bei Geschäftsreisenden besonders beliebte Zusatzoptionen, heißt es aus der Firmenzentrale in Dublin.
Vueling: Der spanische Low-Cost-Carrier mit Sitz in Barcelona hat drei Tarife im Angebot: „Basic“ ist die schlichteste Variante, ein Gepäckstück kostet dann zwölf Euro extra und der Wunschsitzplatz vier Euro. Beim Tarif „Optima“ ist beides im Ticketpreis inbegriffen. Für mehr Komfort an Bord, volle Flexibilität beim Umbuchen und schnelles Boarding gibt es schließlich noch die „Excellence“-Kategorie.
Sun Express: „Sun Eco“, „Sun Classic“ und „Sun Premium“: Das sind die seit diesem Sommer geltenden Buchungsklassen von Sun Express. In der Sun-Eco-Klasse darf der Reisende 20 Kilogramm Gepäck mitnehmen. Essen, Sitzplatzreservierung oder Übergepäck müssen hinzugebucht werden. Im Sun-Classic-Tarif sind die Sitzplatzreservierung, ein Snack, zwei alkoholfreie Getränke und 25 Kilogramm Freigepäck eingeschlossen. Im Premium-Tarif gibt es einen Platz mit großem Sitzabstand, ein warmes Menü nach Wahl und 30 Kilogramm Freigepäck.
Die Flugreise wird also vor allem auf der Kurz- und Mittelstrecke noch mehr zu einem spezialisierten Produkt. Bei komplexen Preissystemen bestehe aber andererseits die Gefahr, dass manche Kunden während des Buchens durcheinander kämen und Optionen wählten, die gar nicht beabsichtigt gewesen seien, sagt Luftfahrtexperte Evangelinos. „Denn viele Passagiere sind nicht gut informiert, sie fliegen nicht jeden Tag.“