Kanal und mehr: Panama bietet Regenwald und Kolonialviertel
Panama-Stadt (dpa/tmn) - Affengebrüll hallt in der Morgendämmerung durch den dichten mittelamerikanischen Regenwald. Ein Papageienruf und das Zwitschern eines Türkisnaschvogels übertönen das Geschrei der Brüllaffen in Panamas Nationalpark Soberanía.
Vor Sonnenaufgang ist der Park vor allem ein Geräusch-Spektakel. Der Sonnenaufgang gibt schließlich auch einen Blick auf seine Farbpracht frei: rötlich schillernde Kolibris, das knallige Rot, Blau und Orange des Tukan-Schnabels und die vielen Grüntöne des Regenwalds.
Der Soberanía Nationalpark liegt nur 30 Kilometer von Panama-Stadt entfernt und bietet Abwechslung zum regen Treiben und der Hitze der Hauptstadt. Über den Baumkronen des Regenwaldes erhebt sich das parkeigene Denkmal: der vierstöckige Canopy Tower. Jahrzehntelang überwachte man in der ehemaligen US-Radarstation den Panamakanal und ortete Flugzeuge von Drogenschmugglern. Seit 1995 ist der Turm für derartige Zwecke nicht mehr in Betrieb.
Inzwischen wurde die Radarkuppel zu einer Beobachtungsplattform umfunktioniert, sagt der Biologe Jenn Sinasac, der am Canopy Tower arbeitet. Der über die Bäume ragende Turm bietet Besuchern einen Blick auf Palmen-Tangare, Leguane, Geoffroy-Perückenaffen und Faultiere. Nach Informationen des Biologen hat Panama mit mehr als 10 000 einheimischen Pflanzen-, rund 1000 Vogel- und mehr als 200 Tierarten eines der reichsten Ökosysteme der Welt.
Durch den Regenwald verläuft der berühmte Panamakanal. Das mehr als 100 Jahre Meisterstück der Technik ist auf das Wassereinzugsgebiet des Regenwaldes angewiesen. Dieses liefert das Wasser, das für den Betrieb der Kanalschleusen benötigt wird. Aus diesem Grund betrachtet das mittelamerikanische Land die Erhaltung des Regenwaldes als nationale Pflicht. Rund 14 000 Schiffe jährlich passieren den Panamakanal, wie Jaime Robleto vom Besucherzentrum Miraflores auf der Pazifikseite des Kanals sagt.
Von dort ist es nur eine 20-minütige Autofahrt nach Panama-Stadt. Die Hauptstadt wurde im 16. Jahrhundert von spanischen Eroberern gegründet. Das Kolonialviertel Casco Viejo ist bis heute erhalten geblieben. Seit 1997 ist es Unesco-Weltkulturerbe. Bonbonfarbene Häuser im Kolonialstil säumen Straßen aus Kopfsteinpflaster. Einige Fassaden wurden aufwendig restauriert, andere hingegen sind baufällig und notdürftig mit Brettern vernagelt. Am Abend spiegeln sich die Lichter der Altstadt im Wasser wider, in der Ferne sind Schiffe zu sehen. Sie warten darauf, am nächsten Morgen durch den Panamakanal geschleust zu werden - der die Vergangenheit des Landes geprägt hat und wohl auch seine Zukunft bestimmen wird.