Kreuzfahrt: Blick in die schwimmende Stadt

Auf satte 130 000 Tonnen Gewicht bringt es ein Schiff wie die „Carnival Dream“. 3652 Passagiere verlangen eine ausgefeilte Logistik.

New York. Jahrelang waren sie die mit Abstand berühmtesten Passagiere auf einem Ozeanriesen - Leonardo di Caprio und Kate Winslet an Bord der "Titanic". Jedem Filmfan kommt sie als Erinnerung an den Blockbuster der 90er Jahre wieder in den Sinn: die Szene, in der der "König der Welt" die Liebe seines Lebens in die Arme nimmt, das Meer immer im verträumten Blick. Millionen Paare habe es den beiden seitdem gleich getan - und sind an Bord eines Passagierschiffs gegangen, um Romantik genau dieser Art zu erleben - den Untergang am Eisberg mal außen vor gelassen. Welche Logistik allerdings hinter Träumen dieser Art steckt, zeigt ein Blick auf die "MS Carnival Dream", die seit kurzem durch die Meere kreuzt.

New York City gehört zu den US-Städten, von denen aus sich die "Carnival"-Schiffe auf ihren Weg machen - zum Beispiel in die Karibik oder auch Richtung Neuengland und Kanada (siehe Info-Kasten unten). So folgt dem ohnehin schon monumentalen Sightseeing in der Mega-Stadt der Gang auf ein nicht minder monumentales Schiff - auch wenn dieses längst nicht zu den größten auf den Weltmeeren gehört.

Da liegen sie im Hafen, 130 000 Tonnen auf 306 Meter Länge verteilt. Bis sie aus allernächster Nähe in Augenschein zu nehmen sind, geht es durch den Check-In-Bereich, der bei bis zu 3652 Passagieren das Flair einer Abflughalle hat - nur dass am Ende der Gänge kein Airbus, sondern ein Ozeanriese geduldig wartet.

Und auch hier gelten spätestens seit dem 11.September 2001 strenge Sicherheitsvorkehrungen auf dem Weg an Bord: Pässe werden in Augenschein genommen und Fotos beim Einstieg gemacht. So kann jedem Passagier ein Gesicht zugeordnet werden. Nach und nach leert sich die Halle - und nun herrscht auch in der "MS Carnival Dream" selbst Hochbetrieb: Gut 1800 Kabinen warten auf ihre Gäste. Über insgesamt 18Fahrstühle verfügt das Schiff, und sie sind gerade jetzt im Dauerbetrieb.

Wer Zeit sparen will und nach New York City noch fit genug ist, nimmt auf dem Weg auf eines der insgesamt 13 Gästedecks kurzerhand die Treppen. Auf den langen Gängen warten die Kabinen-Stewards, bis das Objekt der Begierde schließlich erreicht ist - die eigene Kabine, die für die nächsten Tage zum Refugium werden wird.

Mehr als 1000 dieser schwimmenden Gästezimmer bieten einen Blick aufs Meer - eigentlich unverzichtbar, wenn man sich schon mal den Luxus einer Kreuzfahrt gönnt. Kurz ein Blick hinaus in den Hafen, dann ein Blick ins Bad mit Dusche, bevor es wieder nach draußen ins Gewimmel geht: Die Crew macht ihre Gäste zuerst einmal mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut und zeigt ihnen dabei, wie man sich eine Schwimmweste anlegt - im Fall der Fälle.

Danach ist der Weg frei - für eine erste große Entdeckungstour in der schwimmenden Stadt, die Wegweiser im weit verzweigten Gang- und Treppensystem immer im Blick. Viele Amerikaner sind an Bord, um sich auf einer Fahrt im Atlantik ein Bild von der "Carnival Dream" zu machen.

Noch bevor der Riese, den italienische Offiziere führen, in New York City ablegt, geht es für viele Amerikaner geradewegs nach Las Vegas - in Form eines Spielcasinos, in dem in den nächsten Tagen rund um die Uhr Hochbetrieb herrschen wird. Die meisten Passagiere zieht es allerdings erst einmal nach draußen auf die offenen Decks, um vor dem Auslaufen einen Blick auf die New Yorker Skyline zu werfen.

Unterdessen läuft der Betrieb in den vielen Restaurants und Bars generalstabsmäßig an: Mehrere tausend Passagiere fasst das Schiff - was gleichzeitig mehrere tausend Mahlzeiten verschiedenster Art betrifft, und das zum Teil rund um die Uhr. Das Angebot reicht von Fast Food bis zum gepflegten Abendessen.

Allein das Geschirr und Besteck zu spülen, ist hinter den Kulissen der schwimmenden Stadt nichts anderes als eine logistische Meisterleistung, von der die Passagiere freilich nichts mitbekommen. Insgesamt 1367 Frauen und Männer arbeiten auf der "Carnival Dream", und jeder Handgriff - sei es in den Küchen oder beim Zurechtmachen der Kabinen - muss sitzen.

Das Angebot an Bord jedenfalls lässt keine Wünsche offen, wenn sie mit dem Ausblick aufs Meer nicht ohnehin schon erfüllt sind: Dazu gehört ebenso eine 18-Loch-Golfanlage wie Wolke Nummer 9 - Cloud Nine. Ein Gesundheits- und Wellness-Center über zwei Decks.

Zu den Highlights an Bord gehören Whirlpools, die frei über dem Wasser hängen und im Wasserpark eine 93 Meter lange Rutsche, die sich durch vier Decks zieht. Abends locken dann Musik und Shows, so dass es eigentlich niemals still wird auf diesem Schiff.

Dem Trubel zu entgehen, ist aber auch auf diesem Schiff nicht wirklich ein Problem: "Raus an Deck" heißt die Devise, während die sechs Stabilisatoren tief unten in der "Carnival Dream" ihre Bestes geben, um so etwas wie Seekrankheit gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Was soll’s, wenn der Ozean trotzdem hartnäckig bleibt? Ins Gepäck eines Kreuzfahrt-Fans gehört die gute, alte Reisetablette - als Rettungs-Kaugummi für jede Landratte. Raus an Deck also, um Stille zu finden und das Meer da draußen. Allein das ist jede Kreuzfahrt wert - auch jenseits der "Titanic".

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