Namur: Eine Altstadt mit lauter Leckereien

Namur im Tal der Maas hat Ruhe und Langsamkeit erfunden.

Namur. In Namur in Belgien ist Hektik ein Fremdwort. Gemächlich geht das Leben in der engen Altstadt seinen Gang. Am Fuß einer riesigen mittelalterlichen Zitadelle gelegen, macht die Hauptstadt der Wallonie beim Durchstreifen einen gemütlichen Eindruck.

"Natürlich sind wir in Namur nicht wirklich langsam", versichert Stadtführerin Léa Libert-Zuckerman bei einem Rundgang entlang der kleinen Modeboutiquen, Spielzeugläden, Feinkostgeschäfte, Brasserien, Caféhäuser und Chocolaterien.

Angeblich sollen vor allem die älteren Bürger von Namur ihr Französisch allerdings besonders gedehnt und langsam sprechen. Aus diesem Grund eilt ihnen auch der Ruf voraus, sich im Schneckentempo zu bewegen.

Der Reiz der Langsamkeit wurde auf dem Place d’Armes zu einem Denkmal: Die lebensgroßen Bronzefiguren von D’joseph und Francwès - belgische Varianten von Dick und Doof - diskutieren über zwei Schnecken, die mit einem Strick angebunden sind und in einem Käfig stecken, damit sie nicht wegkriechen können.

Namur ist mit seinen 300 kleinen Geschäften nicht nur ein bevorzugtes Einkaufsziel, sondern auch ein Tipp für Feinschmecker und vor allem süße Genießer. Beim Maison des Desserts weist bereits der Name auf die köstlichen Kreationen hin: Schokoladentörtchen und Küchlein in vielen Variationen sind in dem quirligen Kaffeehaus in der Rue Haute Marcelle eine Sünde wert.

Die Spezialität von Chocolatier und Konditormeister Etienne de Hucorne sind jedoch die Biétrumés-Karamellbonbons, die nach einem überlieferten Familienrezept aufwändig in reiner Handarbeit hergestellt werden. "In einem großen Kupferkessel wird die Karamelmasse noch von Hand gerührt", erzählt de Hucorne.

Nur ein paar Schritte weiter in der Rue de Fer ziehen die Kreationen von Galler Pralinen- und Schokoladenfans magisch an: Pralinen mit Currygeschmack oder Honigkuchenpralinen - die Varianten scheinen endlos.

Chocolatier Jean Galler führt das Familienunternehmen in der dritten Generation: "Meine Vorfahren waren ursprünglich Bäcker, aber seit 1976 haben wir uns ganz auf Pralinen und feine Schokoladen konzentriert", sagt der Königliche Hoflieferant. Geschmack und Anspruch der Kunden haben sich seitdem gewaltig gewandelt: "Die Kunden sind heute wahre Pralinen-Feinschmecker."

Nach den süßen Genüssen während des kulinarischen Stadtbummels kommt der Spaziergang hinauf zur Zitadelle oberhalb der Altstadt genau richtig. 200 Meter über dem Zentrum war die im 17.Jahrhundert nach den Plänen des französischen Baumeisters Vauban vollendete Wehranlage einst eine der zehn mächtigsten Festungen Europas.

Auf 65 Hektar erstrecken sich die Wehrtürme, unterirdischen Gänge und Bastionen. Heutzutage werden verschiedene Bollwerke und das Gelände friedlich genutzt - als Kinderspielplatz, Freilichttheater, Tennisplatz, Forstmuseum und sogar als Standesamt.

In einer der ehemaligen Kasematten hat der Parfümeur Guy Delforge seine Manufaktur eingerichtet. Die "Spürnase" aus Namur kreiert im Atelier verschiedenste Damendüfte, mal betörend schwer, mal frühlingshaft schwebend leicht.

Besucher können einen Blick in die Arbeitsräume werfen und steigen bei einem geführten Rundgang durch die mittelalterlichen Wehrgänge über steile Stiegen hinab in Monsieur Delforges Vorratslager. Der Duftspezialist bewahrt die Rohstoffe für seine Kompositionen wegen der stets gleichbleibenden Temperatur zwischen zwölf und 14 Grad viele Meter unter der Erde auf.

Wer in Namur länger als nur ein Wochenende bleibt, nutzt die Altstadt an der Maas als Ausgangspunkt für kurze Tagestouren links und rechts des Flusses. Beliebte Ausflugsziele sind die Benediktinerabtei Maredsous, die mit ihrem süffigen dunklen Klosterbier und würzigen Käsekreationen jährlich tausende Besucher anlockt. Liebhaber von Blumen und Bäumen zieht es im Sommer in die Gärten von Annevoie. Die verspielten Parkanlagen entstanden im 18.Jahrhundert und bezaubern vor allem durch ihre "Wasserkunst".

Von überall her sprudelt und plätschert es zwischen den Wiesen und den 200 Jahre alten Rotbuchen. Kühles Nass ergießt sich aus mehr als 50 kleinen Fontänen, Wasserfälle stürzen herab, manche Springbrunnen sehen aus wie das Rad eines prächtigen Pfauenvogels.

Alles Wasser sprudelt und springt ohne Pumpen, denn die Gartengestalter nutzten die Kraft der Quellen und das natürliche Gefälle des Rouillon-Baches. Nach den Ausflügen laden am Abend quirlige Brasserien, feine Gourmetrestaurants und die hübschen Straßencafés in Namurs barocker Altstadt zur Einkehr. Der bevorzugte Treff der Einheimischen ist die lebhafte "Brasserie Henri" gleich neben der Kathedrale St. Aubain.

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