Ob Single-Reise oder Solo-Trip: Keine Angst vor Einsamkeit

Kiel (dpa/tmn) - Für viele ist die Vorstellung befremdlich, ganz allein in den Urlaub zu fahren. Ohne Partner oder Freunde, nur auf sich gestellt. Doch tatsächlich werden jedes Jahr rund vier Millionen Urlaubsreisen allein unternommen, zeigen Zahlen aus der FUR-Reiseanalyse.

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Man weiß über diese Gruppe nicht allzu viel: Es handelt sich überdurchschnittlich oft um Menschen ab 70, um Frauen und - das ist wenig verwunderlich - um Alleinlebende. „Aber nicht alle, die alleine reisen, leben auch alleine“, sagt Studienautor Prof. Martin Lohmann, Leiter des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa. Manche Paare zum Beispiel können wegen der Jobs nicht zur gleichen Zeit verreisen.

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Viele fahren zwar ohne eine bekannte Begleitung in den Urlaub, aber nicht völlig allein. Reiseveranstalter wie Tui, Schauinsland oder Studiosus bieten spezielle Single-Reisen an. „Die Nachfrage ist in den vergangenen fünf Jahren enorm gestiegen“, berichtet Dieter Lohneis, Geschäftsführer bei Studiosus. Der Veranstalter bietet die Produktlinie „me & more“ an, die sich an Alleinreisende richtet.

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Und was unterscheidet eine Single-Reise von einer normalen Rundreise? Lohneis gibt ein Beispiel: „Die klassische Studiosus-Reisegruppe geht nach dem Abendessen um 22.00 Uhr aufs Zimmer. Auf den Single-Reisen bleiben die Gäste zumindest bis Mitternacht und gehen dann noch an die Hotelbar.“ Entsprechend locker muss das Programm gestaltet sein. Es bietet mehr Freiheit und ist nicht so durchgetaktet.

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„Me & more“ spricht Singles im Alter zwischen 35 und 60 an. Anders als mancher vielleicht denkt, ist das Flirten und Kennenlernen nicht der Hauptfokus. „Man ist heutzutage als Single nicht von morgens bis abends auf Partnersuche“, sagt Lohneis. „Unsere Gäste erhoffen sich zunächst einmal Spaß und Freude.“

Diese Bedürfnisse stehen auch bei den Reisen im Vordergrund, die der Bundesverband der Alleinreisenden anbietet. Er richtet sich an Menschen, die zwar im Moment niemanden zum Reisen haben, aber auch nicht allein wegfahren möchten. „Bei uns sind zum Beispiel Leute, die einen Partner haben, der schwer krank ist oder gerade verstorben“, erzählt Gründungsmitglied Klaus Damm. Der Verein bietet etwa 30 Reisen pro Jahr an, die Gäste sind zwischen 40 und Anfang 70. „Der Wohlfühl-Effekt ist bei uns ganz wichtig.“ Allein zu reisen sei gut für die Psyche und das Selbstbewusstsein. „Man kann sich sagen: Das habe ich mal ganz allein gemacht, und es war schön.“

Der Bundesverband der Alleinreisenden bietet Solo-Urlaubern natürlich auch einen organisatorischen Rahmen. „Sonst muss ich mich um Hotels und den Tagesablauf kümmern und mich jeden Tag motivieren“, erklärt Damm. Er ist überzeugt: „Es gibt wenig Leute, die per se gerne allein reisen.“ Das seien vor allem junge Leute.

Denn allein reisen mit Fremden - das reicht manchen noch nicht. Viele junge Menschen verreisen nicht selten ganz ohne Veranstalter und Begleitung. Sie vertrauen darauf, unterwegs Kontakte oder kleine Freundschaften knüpfen zu können. Eine von ihnen ist Carina Herrmann, die den erfolgreichen Reiseblog pinkcompass betreibt, der sich an alleinreisende Frauen richtet.

Herrmanns Botschaft ist klar: Jeder sollte einmal allein auf Reisen gehen! „Weil man dabei unglaublich viel über sich selbst lernt und das eigene Selbstbewusstsein stärkt“, sagt die Bloggerin. „Wir sehen dann mal ganz unverfälscht, wer wir eigentlich sind.“ Schließlich muss ein Alleinreisender permanent Entscheidungen treffen, die ihm niemand abnimmt - keine Reiseleitung und kein guter Freund.

Nach Ansicht von Carina Herrmann sind es zwei Dinge, die viele vom Alleinreisen abhalten: erstens Sorge um die eigene Sicherheit und zweitens die Angst, einsam zu sein. Das Risiko lasse sich aber durch sorgfältige Planung absolut in den Griff kriegen. Und die Angst vor Einsamkeit? Die erweist sich während der Reise ganz schnell von selbst als unbegründet, ist sich Herrmann sicher.

Ganz im Gegenteil kämen Reisende unterwegs viel häufiger mit Menschen in Kontakt, wenn sie allein unterwegs sind, findet die Bloggerin. „In einer Gruppe oder zu zweit bleibt man doch die meiste Zeit für sich, aber alleine kommt man unglaublich schnell ins Gespräch, ganz egal ob mit anderen Reisenden oder mit Einheimischen.“

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