Österreich: Wintermärchen am Krippenstein

Mit der Dachstein-Welterbe-Seilbahn hinauf zum Abenteuer Schneeschuhwandern.

Hallstadt. Willkommen in Hallstadt, dem Salzgruben-Städtchen. Hübsche alte Häuser drängen sich dicht an dicht. Ein steiler Felshang führt mehrere hundert Meter hinunter zum Wasser, zum Hallstätter See.

Mit dem Pferdeschlitten fahren Urlauber vom oberen Teil des Dörfchens über handtuchbreite Pflastersteine, auf einer Straße, die am Berg von mächtigen Hausmauern begrenzt ist. "Tocktocktock" hört man die Räder schon aus der Ferne.

Über enge, auch überdachte Treppen geht es hoch hinauf zur katholischen Kirche "Maria Himmelfahrt", die prächtig auf einem Felsvorsprung thront. Dahinter liegt ein kleiner Friedhof mit hölzernen und schmiedeeisernen Kreuzen.

Und ein Beinhaus, ein "Karner". Hinter einem vergitterten Torbogen in einem Tonnengewölbe, blickt der Besucher auf mehr als 1000Schädel - und die dazugehörigen Gebeine. 610Köpfe sind bemalt, nach Familien geordnet und mit Sterbedatum versehen.

Sie alle wurden - aus Platzmangel auf dem Friedhof - bis Ende des vergangenen Jahrhunderts nach zehn oder 15Jahren aus ihren Gräbern geholt und zur letzten Ruhe in den "Karner" gebracht.

Diese Bilder bewegen wohl jeden. Tief in Gedanken versunken steigen die Besucher wieder von diesem sakralen Ort ins Dorf hinab. Sie schlendern über knirschenden Schnee des einstigen schmalen Dorfpfads und studieren hier und dort die vielen Schautafeln die über Salinen, Geologie, Kunstgeschichte und Naturschutz von Hallstatt und der Region informieren, die vor elf Jahren ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde.

Hoch oben, in der Ferne auf dem mächtigen Dachsteinmassiv, erkennt man die kühn über einem steil abfallenden Bergmassiv des Krippensteins erbaute Aussichtsplattform "Five Fingers".

Die Dachstein-Welterbe-Seilbahn surrt, transportiert ihre Gäste hinauf zur Bergstation Krippenstein. In der Lodge leihen sich sportliche Gäste Schneeschuhe und stapfen gemütlich los. Sie halten kurz inne an einer Kapelle, die für eine deutsche Schulklasse errichtet worden ist, deren Schüler auf tragische Weise vor 60 Jahren bei einem plötzlichen Wettersturz ums Leben kamen.

Weiter geht’s. Stefanie Stimitzer vertreibt blitzschnell trübe Gedanken: "Kopf einziehen!" ruft sie und lässt Schneebälle fliegen. Die Marketing-Assistentin vom Dachstein-Welterbe weiß, wie sie ihre Flachland-Schneehasen ablenkt und aufmuntert.

Nach ein paar Minuten Schnaufen stehen die Schneewanderer vor einem seltsamen Gebilde - vor einer Aussichtsplattform mit dem Namen "Welterbe-Spirale", die einen grandiosen 360-Grad-Rundum-Ausblick bietet. Eine fantastische Fernsicht - locker 100 Kilometer über alle Gipfel hinweg.

Die Spirale, so heißt der futuristische Neubau, ist noch nicht ganz fertiggestellt, dementsprechend auch nicht eingeweiht. Später werden die Besucher per "augmented reality"-Fernglas nicht nur weit in die Ferne schauen können, sondern werden auch mit computergestützten Informationen über ihr angepeiltes Ziel informiert.

Stapf, stapf, stapf. Die Kondition der Urlauber lässt etwas nach. Niemand spricht. Die Stille des Inneren Salzkammerguts und noch ein Kilometer unberührter weißer Pracht liegt vor ihnen. Schneeschuh-Wandern ist wohl eine der entspannendsten Wintersportarten. Die tennisschlägerähnlichen Wintersportgeräte überzeugen.

Eine halbe Stunde später stehen die Bergfexe nach einem gemütlichen Spaziergang mit diesen ungewöhnlichen Schneeschuhen auf einer Glasplatte des kühnen Bauwerks "Five Fingers" , das von ganz unten am Hallstätter See wie eine Hand wirken, die aus dem Berg greift.

"Über uns der blaue Himmel und unter uns die gähnende Leere von 400Metern. Und da vorn, einen guten Kilometer vor uns, da liegt Hallstatt und die Salzberge," beschreibt Stefanie dieses einmalige Winter-Panorama. Eine weiße Welt zwischen Tag und Traum.