Feuer, Eis und Party-Spaß

ÖSTERREICH „Nicht kleckern, sondern klotzen.“ So lautet das Motto in der Party-Hochburg Sölden im Ötztal. Wir sprachen mit Bergbahn-Chef Jakob Falkner über die Zukunft des alpinen Ski-Tourismus.

"Nicht kleckern, klotzen" und "höher, schneller, weiter" - so könnten die Maximen der Ski- und Party-Hochburg Sölden sein. Dass der Sport der größere Anreiz bleibt als das Feiern, darüber wacht Jakob Falkner, in zweiter Generation Chef der Söldener Bergbahngesellschaft. Er führt das Werk seines Vaters, des Seilbahn-Pioniers Hans Falkner, fort. Dafür ließ "Jack" Falkner auch schon das Musical "Hannibal" mit Feuerwerk, Helikoptern und Pistenbullies als Elefanten auf einem Gletscher aufführen.

Ein Gespräch über den Zwang stets neuer Investitionen und die Zukunft des alpinen Skitourismus in Zeiten des Klimawandels.

Frage: Night-Show mit Feuerwerk, Gay-Ski-Happening, das Musical "Hannibal" mit hunderten Darstellern und Pistenbullies. In Sölden scheint nichts zu phantastisch, um unmöglich zu sein. Was kann der Sölden-Urlauber in der gerade beginnenden Skisaison an Neuem erwarten?

Falkner: "Hannibal" wird in dieser Saison leider nicht stattfinden. Derzeit konzentrieren wir uns auf zwei vorrangige Projekte: Das Restaurant am Tiefenbachgletscher wurde im vergangenen Sommer ausgebaut und die Kapazität erweitert. Außerdem wird es eine komplett neue Seilbahn aus dem Tal hinaus bis zum Gaislachkogl geben, die wir bereits begonnen haben und die zur Saison 2010/2011 fertiggestellt wird. Die Talstation wie auch die Berg- und Mittelstation wurden von einem Innsbrucker Architektenteam mit einem Stahlskelett und einer Außenhülle aus transparenter, reißfester Kunststofffolie futuristisch und sehr aufwändig gestaltet. In sieben Minuten werden von dort 800 Höhenmeter bis zur Mittelstation überwunden. Die Förderleistung wird auf 3600 Personen zwischen Tal- und Mittelstation erhöht, zwischen Mittel- und Bergstation auf dem Gaislachkogl können 1400 Personen pro Stunde befördert werden. Diese Bahn hat einen Stützenabstand von 1200 Metern. Bisher waren dort 750 Meter Abstand üblich. Ein weiterer Rekord: Die höchste Stütze ist 45 Meter hoch.

Frage: Welche Urlauber will Sölden mit diesem Angebot bevorzugt ansprechen?

Falkner: Der Ort Sölden steht für Sport und Unterhaltung und soll vor allem junges, am Wintersport begeistertes Publikum aus ganz Europa ansprechen. Zu Weihnachten und in den Ferienzeiten kommen jedoch auch viele Familien. Entscheidend ist die Schneegarantie, die uns die Höhe des Skigebiets, die Gletscher und ein umfassendes System von technischer Beschneiung sichert, das aus einem 400.000 Kubikmeter fassenden Speichersee gespeist wird. Es gibt herausragende Events wie den Ski-Weltcup zum Saisonbeginn, der auch Nicht-Skifahrer anlockt. Für anspruchsvolle Wedel-Fans gibt es allein 28 Kilometer Schwarze Pisten mit hohem Schwierigkeitsgrad. Wer von der Schwarzen Schneid auf 3370 Metern startet, kann über die Weltcup-Abfahrt und einen Ziehweg beinahe bis ins Tal durchfahren und überwindet auf einer Strecke von 15 Kilometern einen Höhenunterschied von zwei Kilometern. Von den "Big3", den drei Dreitausendern mit Aussichtsplattform, hat man einen traumhaften 360-Grad-Rundumblick auf die Bergwelt.

Frage: Welchen Stellenwert nimmt der Partyfaktor ein? Sind die Ski beim Ski-Urlaub überhaupt noch notwendig?

Falkner: Natürlich! Das Après-Ski-Angebot ist bei uns in Sölden sehr stark ausgeprägt und wird auch gern in Anspruch genommen. Wir können uns aber nicht auf das eine festlegen, ohne das andere zu berücksichtigen. Dazu ist der Wettbewerb mit anderen Wintersport-Orten zu hart. Gerade in den vergangenen Jahren hat das Wellness-Angebot stark zugenommen und ist in den Vier- und Fünf-Sterne-Hotels im Ort schon beinahe Standard. Zum Ausspannen steht auch die Tiroltherme Aqua Dome im nahen Längenfeld bereit. Es gibt Arrangements für Hüttenurlaub und für Gäste, die sich gern kulinarisch verwöhnen lassen.

Frage: Wie lässt sich alpiner Ski-Urlaub angesichts schwindender Gletscher und Treibhauseffekt mit Umweltbewusstsein in Einklang bringen?

Falkner: Wir nutzen modernste Technologien, um die Gletscher zu schützen und zu stabilisieren und geben dafür auch viel Geld aus. Umweltschutz fängt bei uns in Sölden aber schon damit an, dass jede Restauration und jede Skihütte im Skigebiet an das Kanalisationsnetz angeschlossen ist. Gegen Ende des Winters werden die Trassen der Lifte von Zigarettenkippen und anderem Abfall gesäubert, der aus den Gondel geworfen wird. Einen besonders großen Stellenwert hat die jährlich nach der Schneeschmelze stattfindende Rekultivierung der Pisten. Das Feedback von Gästen, die unser Skigebiet im Winter kennen und dann im Sommer wiederkommen, zeigt uns, dass wir da auf einem guten Weg sind.

Frage: Die Förderleistung der Lifte wird ständig erhöht, das Angebot immer weiter ausgebaut. Wo geht die Branche des Ski-Tourismus hin? Ist die Spirale des immer Neuen noch zu stoppen?

Falkner: Wer im internationalen Konzert des Wintertourismus mitspielen möchte, muss ständig die Augen nach Innovationen offenhalten. Der Gast möchte in kurzer Zeit möglichst viel erleben. Je weniger er an den Liften warten muss, um so mehr kann er fahren und hat dann noch Zeit für andere Aktivitäten. Deswegen müssen Komfort und Beförderungsleistung ständig ausgebaut werden. Im Wettbewerb gibt es laufend neue Entwicklungen, für die man offen sein muss.