Olivenöl ist in diesen Zeiten Gold wert

Eine Familie im Westen der Insel produziert die edle Flüssigkeit ganz naturbelassen nach alter Tradition.

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Kreta. Bargeldbeschränkungen, neue Spardiktate, Mehrwertsteuererhöhung: Während die Gäste deutscher Reiseveranstalter es sich in Urlaubshotels an hellenischen Stränden gut gehen lassen, suchen viele Griechen eigene Wege aus der Krise. Und so mancher verläuft erfolgreich. Olivenöl ist buchstäblich Gold wert — davon sind Chloe Dimitriadis und ihr Vater Yiorgos überzeugt. Die Familie produziert im Westen Kretas und setzt auf organische Herstellung, „nach alter Tradition und ganz der Natur verpflichtet“, sagt Chloe Dimitriadis.

Der Vater sei schon vor Jahrzehnten von ressourcenschonender Produktion überzeugt gewesen. „Früher dachte ich, er ist doch verrückt mit seinen Bio-Ideen. Dass er nicht mit Pestiziden arbeiten und das Öl so rein und natürlich wie möglich gewinnen will. Doch jetzt weiß ich, dass er sehr vorausschauend gehandelt hat.“ Denn die Nachfrage nach Bio-Öl steigt. Die Familie liefert den größten Teil ihrer jährlich rund 30 000 Liter ins Ausland.

Anfragen kommen aus Europa, sogar aus den USA und Japan — das Geschäft läuft, Krise hin oder her. 3000 Bäume umfasst das Anwesen bei Kolymbari, „manche sind an die 800 Jahre alt“, sagt Chloe. Die 25-Jährige führt das Familienunternehmen in fünfter Generation, längst sei die Marke Biolea etabliert. Auf dem Firmengelände erklärt die Jungunternehmerin, wie die Oliven unter den Kräften riesiger Mühlsteine erst zu Brei und dann zu Öl verarbeitet werden.

Natürlich sei man besorgt in Zeiten der Krise, sagt sie zur aktuellen Situation. Zusätzlich zum weitgehend problemlos verlaufenden Olivenöl-Export schaffe sich die Familie mit Führungen und Agrotourismus gerade ein zweites Standbein.

Chloe Dimitriadis, Olivenöl-Produzentin

Sie habe das Glück, übernehmen zu können, was ihr Vater aufgebaut habe, sagt Chloe. „Doch was ist mit anderen jungen Leuten?“ Viele von ihnen hätten derzeit keinerlei Aussicht auf Jobs oder gar Karriere. „Griechenland muss in Bildung und Ausbildung investieren“, fordert die Firmenchefin. „All’ diese Sparziele und Anstrengungen sind sinnlose Opfer, wenn wir in Zukunft keine jungen Unternehmer, Wissenschaftler, Lehrer und Künstler mehr in Griechenland haben.“

So viele Staatsformen und Geldarten habe es in der Jahrtausende alten Geschichten des Olivenöls gegeben, sagt Vater Yiorgos, der auf seine Weise über die Euro-Diskussion sinniert.

Yiorgos, Traditionalist

Geld sei ein abstrakter Begriff, der den Preis einer Ware angebe und fast nie etwas über echte Werte aussage. „Olivenöl braucht kein Währungssystem, es stellt selbst einen Wert dar und hat im Laufe der Zeit Bargeld schon manches Mal ersetzt.“

Die Menschen in Griechenland und anderswo in Südeuropa erzeugten von jeher diesen Wert mit ihrer Hände Arbeit, sagt Yiorgos. Darauf würden sie sich auch jetzt besinnen. „Und einfach weitermachen.“