Die Makarska Riviera in Kroatien ist malerisch und facettenreich – mit faszinierender Natur und einer Prise Abenteuer. Palmen, Berge und Zipline
„Willkommen im Paradies!“ Trotz der Wortwahl wirkt die Begrüßung, mit der Dijana Šarić ihre Touristengruppe empfängt, nicht übertrieben, nicht aufgesetzt. Die blonde Kroatin stahlt eine tiefe Verbundenheit zu der Hafenstadt an der Küste Dalmatiens aus, in der sie seit 20 Jahren lebt.
Die Sonne scheint warm vom azurblauen Himmel, lässt die Adria-Wellen funkeln, die von Westen einrollen und sich an den Booten brechen, die im Hafenbecken in der Brise schaukeln.
Makarskas Kulisse ist malerisch: Vor der langen Promenade namens Riva plätschert das Meer, dahinter schmücken weiße und cremefarbene Häuser, aus denen zwischendurch ein spitzer Kirchturm aufblitzt, eine imposante Gebirgskette und stattliche Palmen das Bild. Die Gewächse mit den gefächerten Zweigen sind zwischen 40 und 100 Jahre alt, wie Šarić erzählt. „Seemänner haben sie hierher gebracht. Sie wurden zum Glück bislang von den gefräßigen Palmenrüssler-Käfern verschont.“
Heutige Seeleute sind freilich eher Touristen aus aller Welt, von denen der eine oder andere eine ansehnliche Jacht im Hafen liegen hat. Kroatien hat laut Šarić die meisten Anlegeplätze für diese Schiff-Art, dazu mehr als 5000 Kilometer Küste zum Absegeln und mehr als 1200 Inseln und Eilande zum Entdecken. Nur ungefähr 50 davon sind bewohnt.
Lange Strände und
kristallklares Wasser
Die nach der Hafenstadt benannte Makarska Riviera, südöstlich von Split – der inoffiziellen Hauptstadt Dalmatiens – gelegen, gehört zu den bekanntesten kroatischen Reisedestinationen. An den langen hellen Kiesstränden, die vom Nordwesten zwischen den Orten Vruja und Brela bis nach Gradac im Süden reichen, finden Sonnenanbeter bis zum späten Herbst ihren Platz. Selten hält es sie lange auf ihren Liegen oder den steinernen Stegen, die in regelmäßigen Abständen ins Meer ragen. Zu verlockend ist ein Bad im kristallklaren Wasser, dessen Qualität laut Tourguide Šarić zu den besten der Welt zählt. Vor allem kurz nach Sonnenaufgang schimmert es in herrlich frischen Türkistönen.
Zu diesem Zeitpunkt kehren die einheimischen Fischer bereits von ihrer ersten Tour zum Hafen in Makarska-Stadt zurück, um ihren frischen Fang zu verkaufen. Tintenfische mitunter, vor allem aber Makrelen, Sardellen und Brassen wechseln direkt aus den Booten heraus ihre Besitzer, die extra dafür früh aus den Federn gestiegen sind.
Wer den Tag zeitig beginnt, kann die Vielfalt der zirka 15 000 Einwohner zählenden Hafenstadt und ihrer Umgebung erleben. Wer nicht gerade auf die Fähre steigt und – unbedingt empfehlenswert – die nahe gelegene Insel Brač besucht, tut es vielleicht den Dalmatinern gleich und setzt sich erst einmal in eines der vielen Cafés, um das Meer und die Menschen zu beobachten.
„Kaffee trinkt man zu jeder Tageszeit. Ähnlich ist es mit Wein“, sagt Šarić mit einem Augenzwinkern. „In den Restaurants sind lokale Sorten die beliebtesten.“ Das Speisenangebot ist mediterran geprägt. Hauptsächlich gibt es Fleisch, frischen Fisch und Meeresfrüchte sowie Gemüse, gern gegrillt und mit aromatischem Olivenöl angerichtet. Orientalischen Ursprungs ist das süße Baklava, bosnischen Einschlag weisen Pita-Taschen auf, gefüllt mit Käse, Gemüse und Fleisch. Nicht jedermanns Fall, jedoch eine lokale Delikatesse: Frösche. Zum Beispiel im Ganzen paniert und mit Zitrone serviert. Die gastfreundlichen Kroaten servieren nicht nur deftig, sondern auch üppig.
Makarska hat einige hübsche Sehenswürdigkeiten, etwa das von bosnischen Mönchen errichtete Franziskanerkloster der Heiligen Maria. Dort erfahren Touristen viel über die Geschichte der Stadt. Oder die Pfarrkirche St. Marko auf dem Kačić-Platz in der Altstadt, nah beim Pier, hinter dem Denkmal zu Ehren des Dichters Andrija Kačić Miošić. Die Piazza trägt seinen Namen. In den romantischen Steingassen, liebevoll gepflegt, mit kleinen Geschäften, Künstler-Ateliers und weiteren Einkehrmöglichkeiten, lässt es sich angenehm flanieren.
An der Promenade stehen Skulpturen, 2006 zum 100. Geburtstag des Tourismus in Makarska errichtet. Eine davon zeigt einen Einheimischen mit einer Reisenden. „Die Seemänner kümmerten sich damals um die alleinstehenden Touristinnen“, erklärt Tourguide Šarić. „Ihre rechte Brust zu reiben, bringt Glück.“ Entsprechend wich die einst bronzene Färbung an der Stelle einem eher goldenen Glanz.
Ganz in der Nähe lockt fast vollständig unberührte Natur in erstaunlicher Vielfalt. Im Osten hinter der Hafenstadt ragt majestätisch der Biokovo auf. Der Berg ist Teil der gleichnamigen Gebirgskette und beherbergt einen Naturpark, in dem unter anderem Balkan-Gämsen und Steinadler leben. Auf dem kalkhaltigen Untergrund des zerklüfteten Gesteins wachsen Aleppo-Kiefern, Pinien und Zypressen dem Sonnenlicht entgegen. Auch Olivenhaine prägen das Panorama. Zwischen den Stämmen fallen Feigenbäume auf, bewusst gepflanzt als natürliches Mittel gegen Schädlinge.
Wer sich für eine Wanderung auf dem Biokovo entscheidet, sollte möglichst eine geführte Tour buchen, sich aber auf alle Fälle entsprechend kleiden: Festes Schuhwerk und winddichte Kleidung sind ein Muss, auch wenn der Berg vom Tal aus betrachtet einladend wirkt. „Weiter oben kann es schnell umschlagen und windig und kalt werden“, schildert Marko, der in Omiš ein spezielles Erlebnis anbietet: eine Berggipfel-Tour an der Drahtseilrutsche.
Am Seil ins Tal sausen ist
nichts für schwache Nerven
Die Zipline, bei der man sitzend an einem Seil durch die Lüfte zischt, ist nichts für schwache Nerven. Das zeigt sich sowohl in den zunehmend versteinerten Gesichtern als auch in der steigenden Pulsfrequenz der kleinen Gruppe, die Markos Sicherheitseinweisung folgt. Ausgestattet mit Gurten, Helm und Handschuhen testen die Teilnehmer an einem Übungsseil Schwerkraft und Geschwindigkeit.
So atemberaubend die Aussicht bergaufwärts ist: Je höher die Gruppe stapft, desto stärker wächst der Respekt. Marko, die Ruhe selbst, und sein Kollege Alfie drängen niemanden. Kurz vor der ersten Station erklärt Marko noch einmal das Prozedere: „Wir haben acht Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 2100 Metern. Der längste hat 700 Meter. Ihr schwebt 150 Meter über dem Boden. Immer nur einer fährt eine Strecke. Erst, wenn wir das Zeichen geben, stoßt ihr euch ab. Winkt Alfie auf der anderen Seite, fangt ihr langsam an zu bremsen.“
Beim Blick in die tiefen Täler, deren sattes Grün der Fluss Cetina als blauer, glitzernder Streifen durchtrennt, fühlt sich die Höhe eher an wie ein paar Hundert Meter. Einige Teilnehmer zittern, während Marko sie einhängt und alle Karabiner überprüft. Wer sich spontan umentscheidet, wird zu Fuß zurück ins Tal begleitet, keiner muss es durchziehen.
Aber alle überwinden sich und springen nach einem beherzten „Bereit!“ vom Boden ab, fallen ein paar Zentimeter ins Bodenlose – und surren durch die Luft davon. Ihre Schreie sind eine Mischung aus Adrenalin, Begeisterung und Stolz. „Wer das einmal gemacht hat, kommt wieder“, sagt Marko, nachdem es alle mit roten Wangen wieder wohlbehalten in seine Hütte geschafft hatten.
Das gilt wohl nicht nur für die Zipline. „Viele unserer Touristen sind Wiederholungstäter“, bestätigt Dijana Šarić. „Unser Land ist einfach sehr facettenreich. In den vergangenen Jahrhunderten stand es unter dem Einfluss so vieler Kulturen. Es hat sich jeweils das Beste davon bewahrt. Für Naturfreunde, Partygänger, Familien und Rentner: Wir bieten für jeden etwas.
Die Autorin reiste mit Unterstützung der kroatischen Zentrale für Tourismus.