Pfahlbauten und Postautos: Ein Bummel durch Arbon

Arbon (dpa/tmn) - Seit 5500 Jahren ist das Gebiet von Arbon am Schweizer Bodenseeufer besiedelt. Eine Spurensuche zwischen Jungsteinzeit, alten Postbussen und einer TV-Ermittlerin.

Weit und einladend liegen die Wiesen direkt am Bodenseeufer, von der Sonne beschienen. Die Gipfel Vorarlbergs grüßen im Frühsommer schneebedeckt über den See. Da muss man einfach eine Pause einlegen, die Schuhe ausziehen und sich ausstrecken. Wunderbar ist es hier.

Das dachten sich auch Eva Maron und Simone Siegmann, beide aus dem nahen Romanshorn. Sie entdeckten die Wiesen und die frühere Betriebskantine der Maschinenbaufabrik Saurer direkt dahinter, das Gelände zwischen Kantine und Fabrik war von Brombeerranken überwuchert. „Es brauchte viel Fantasie, aber der Blick ist unvergleichlich“, sagt Maron. Zunächst konnten sie den Garten aus dem Dornröschenschlaf wecken, dann bekamen sie auch die Betriebskantine dazu, die sie zum Hotel umbauten. „Wunderbar“ haben sie es genannt und am 1. April 2010 eröffnet.

Eva Maron war Schauspielerin, bevor sie zur Hotelchefin wurde, sechs Jahre lang spielte sie eine Hauptrolle in der RTL-Serie „Die Wache“. Bis 2001 gab sie die Polizeihauptmeisterin Jasmin Löwe.

Die „Wunderbar“ ist zugleich Museumscafé und Ticketcenter für das benachbarte Saurer Museum. Die Besucher können ihren Eintrittsjeton jederzeit in der „Wunderbar“ kaufen und das Museum selbstständig besuchen.

Bis in die 1980er Jahre stellte die Saurer AG Nutzfahrzeuge her. Vor allem Lastwagen, Feuerwehr- und Postautos, eigens konstruiert für die engen Passstraßen der Schweiz. Mit Stickmaschinen wurde die Firma berühmt, bereits Ende des 19. Jahrhunderts stellte sie die Ungetüme her, die St. Gallener Spitze für den Weltmarkt fertigten. Noch in den 1960er Jahren arbeiteten 4500 Menschen bei Saurer, in einer Stadt von damals gut 12 000 Einwohnern.

Arbon ist Saurer, und Saurer ist Arbon“, bestätigt die Stadtführerin Erika Mock vor dem Schloss, das wie viele der bedeutendsten Gebäude Arbons einige Jahrzehnte im Besitz der Familie Saurer war. 1945 wurde es an die Stadt verkauft. Heute ist es mustergültig renoviert, beherbergt unter anderem das historische Museum der Stadt. Es hat selbst schon eine lange Historie: 2013 feiert es 100-jähriges Bestehen.

Es zeigt die Geschichte des Ortes, von den ausgedehnten Pfahlbausiedlungen der Jungsteinzeit bis zum Römerkastell Arbor Felix, was glücklicher Baum bedeutet. Wertvollstes Stück der Sammlung ist eine kunstvoll gearbeitete Gürtelschnalle aus einer Kupferlegierung, eine Grabbeigabe aus alemannischer Zeit.

Das Schloss steht auf dem Quadrat des Römerkastells, die Grundmauern des südlichen Eckturms wurden freigelegt und können an der Hafenstraße besichtigt werden. Ebenfalls freigelegt wurde ein erstklassig erhaltenes römisches Bad mit Bodenmosaiken. Archäologen entdeckten es bei einer Grabung unter der St. Martinskirche, die 1786 bis 1788 auf römischen Grundmauern erbaut wurde.