Zu Besuch bei den Embera-Indios in Panama
Panama-Stadt (dpa/tmn) - Der Rio Chagres ist die größte Wasserquelle für den Panama-Kanal und mündet sowohl in den Atlantik als auch in den Pazifik. Im Regenwald entlang seiner Ufer haben sich indigene Völker angesiedelt, die ihre Kultur den Touristen zeigen.
Gemütlich gleitet das kleine Boot, eigentlich mehr ein ausgehöhlter Baumstamm mit einem 15-PS-Motor, auf dem Rio Chagres unweit von Panama-Stadt entlang. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel, der Wind weht angenehm, die Mücken surren. Doch auf einmal findet die beschauliche Fahrt ein jähes Ende. Das Boot, ein sogenanntes Piragua, steckt fest. Auf einem Sandhaufen in einem Seitenarm des Flusses. Da hilft kein Rangieren mit der langen Stange und kein Ziehen und Zerren. Besucher raus, Baumstamm schieben - aber nur um die nächste Kurve. Dort wäre es ohnehin nicht mehr weitergegangen.
Der Weg zu einem Ort namens Quebrada Bonita gestaltet sich geheimnisvoll. Einen Wasserfall soll es dort geben in einem natürlichen Pool voll klarem Wasser. Doch vor dem Planschen im kühlen Nass steht noch ein Marsch durch den Regenwald: Über Trampelpfade, durch seichte Arme des Flusses, über ein paar flache Felsen. Und auf einmal ist es da, das Rauschen: der Wasserfall, vielleicht sechs Meter hoch und doppelt so breit, unter einem grünen Blätterdach, durch das die Sonne nur blitzen kann. Familien haben sich mit Kühltaschen hier niedergelassen.
Der natürliche Swimmingpool ist nicht besonders groß und nicht besonders warm - und dennoch hält es niemanden, der die etwa halbstündige Wanderung hierher auf sich genommen hat, auf den Steinen am Rand. „Das ist traumhaft“, schwärmt Gabriel Gomez Fiori, der aus Argentinien kommt. Mit einem Satz ist er im Wasser - und schwimmt mit kräftigen Zügen Richtung Wasserfall. Der fällt auf flache Steine, auf denen man es sich gemütlich machen und einfach die üppige Natur genießen kann.
Auf dem Rückweg von dem idyllischen Fleckchen inmitten des Parque Nacional Chagres macht das Piragua Halt bei der Gemeinschaft der Parará Puru, die in diesem einzigartigen Naturschutzgebiet lebt. 1984 wurde der Nationalpark gegründet, um den größten Wasserlieferanten für den Panama-Kanal zu schützen. Ein paar Jahre länger schon leben die Embera-Indianer dort, nach ihren eigenen Traditionen, mit, von und in der Natur.
Das Dorf der Parará Puru ist eine Art Modellort im Nationalpark: Die Ureinwohner zeigen den Touristen ihr traditionelles Leben - und können von den Einnahmen ihre Kinder in die Schulen schicken und das moderne Leben bezahlen. Begrüßt werden die Besucher von rhythmischen Klängen der traditionellen Instrumente: Trommeln, Flöten und Rasseln. Die Männer tragen Guayuco, eine Art Lendenschurz, die Frauen wickeln sich in bunte Tücher, die Parumas. Sie bieten Kunsthandwerk an, das sie selbst herstellen. In den Pfahlbauten, den Chozas, flechten einige der Frauen Palmenblätter, andere sind für die Verköstigung der Besucher zuständig. Kochbananen und Tilapia, eingewickelt in ein Palmenblatt - so sieht ein typisches Mittagessen aus.
Die Kinder verzieren auch die Touristen mit ihren traditionellen Tattoos, die sie ebenfalls am Körper tragen: Die Farbe daraus stellen sie aus Jagua her, einer Pflanze, deren Saft mit Asche vermischt wird. Gemalt wird mit einem kleinen Hölzchen und gegen ein paar Dollar - dafür haben die Besucher eine Art Bio-Tätowierung, die nach gut zwei Wochen wieder abgewaschen ist. Schließlich geht es per Piragua wieder zurück geht an die Mündung des Chagres und des Lake Alajuela. Und wer ganz genau hinschaut, sieht eventuell einige der heimischen Tiere, im dichten Regenwald oder direkt im Wasser um das Boot: Jaguar und Tapir sind hier zu Hause, im Wasser mehr als fünf Dutzend Arten von Süßwasserfischen - und Krokodile.
Informationen: Botschaft der Republik Panama, Wichmannstraße 6, 10787 Berlin, Tel.: 030/22 60 58 11, E-Mail: info@botschaft-panama.de.