Südtirol: Eier und Milch frisch aus dem Stall
Bauernhöfe mit Gästezimmern bieten Landleben pur. Jede Menge Spaß und kleine Abenteuer im Eggental.
Düsseldorf. Das Plattnerviertel in Deutschnofen: Wer als Fremder hierher findet, hat entweder die Abzweigung zum Kirchlein St. Helena — ein romanisches Kleinod — verpasst, oder ist auf der Suche nach seinem Ferienbauernhof.
Wie zum Beispiel dem Wieserhof. Inmitten von saftig grünen Wiesen und umrahmt vom atemberaubenden Panorama der Eggentaler Berge liegt der Milchviehbetrieb wie eine Oase der Ruhe. Die wird nur durch den gutmütigen Hütehund Rocky unterbrochen, der jeden Neuankömmling lautstark begrüßt.
Er ist einer der vielen Bewohner auf dem Wieserhof, die hier ein glückliches Leben führen. Im Kuhstall bleiben die neugeborenen Kälbchen in Sichtkontakt zur Mutter. Bauer Albert und sein ältester Sohn Markus, der Hoferbe, kümmern sich rührend ums Vieh. Wer von den Neugeborenen das Milchflascherl nicht gleich zu fassen bekommt, weil er noch so wackelig auf den stelzigen Kälbchenbeinen steht, der wird mit Engelsgeduld ans Trinken gewöhnt.
Genauso herzlich ist der Umgang in der Familie und mit den Feriengästen. Um die kümmert sich hauptsächlich Bäuerin Maria. Als ihr jüngstes von fünf Kindern, der heute 13-jährige Sohn Toni, einigermaßen selbstständig war, entschloss sie sich, Feriengäste aufzunehmen. Dabei lockte nicht nur der Nebenverdienst, sondern auch das Leben, das die Fremden mit auf den Hof bringen würden.
Maria kannte die Belegung mit Feriengästen vom elterlichen Hof. Ihre Mutter kochte auf Wunsch sogar für die Fremden. Das allerdings überlässt Maria ihren Gästen in den beiden bestens ausgestatteten Wohnungen.
Die wurden vor zwei Jahren komplett neu gebaut. Es fehlt an nichts, selbst die Versorgung läuft nach Bedarf über den Hof. Gemüse aus dem eigenen Garten, Eier aus dem Hühner- und zur Freude aller Großstadtkinder auch schon mal Milch direkt aus dem Kuhstall. Selbst der Speck stammt von den hofeigenen Schweinen, die einmal ein zufriedenes Leben führten.
Die Kühe werden aus Deutscher Sicht nach Bio-Standard gefüttert. Kein Wunder, dass es im Lebensmittelladen keine Milch unter 1,40 Euro pro Liter gibt. Das Heu stammt von den eigenen Wiesen. Für die Ferienkinder ist der Hof ein Paradies. Der Stall steht ihnen stets offen. Wer schon das Frühstück lieber dort als am elterlichen Tisch einnimmt, lernt rasch, dass auch Hunde gern Nutella-Brötchen verspeisen. Die weißen Semmeln gibt es auf Wunsch jeden Morgen frisch vor die Tür der Ferienwohnung.
Familie Mittermair schwört aber eher auf Marias selbst gebackene Vinschgerl, ein Handteller großes Stück Bauern-Roggenbrot.
Wer als Gast nicht unbedingt seine bäuerlichen Ambitionen erkennt, findet im Plattnerviertel eine gigantische Ruhe. Morgens um acht Uhr kommt der Milchwagen angefahren, danach tuckert allenfalls noch der Bauer auf die Wiesen oder zum Holzen in die umliegenden Wälder. Es gibt hier so viel Platz zum Rumtoben, dass selbst kleinen Schreihälsen vor lauter Rennerei rasch die Puste ausgeht.
Was es hier nicht gibt, sind Bars oder Szenelokale — das moderne Südtirol spielt sich vier Kilometer entfernt in Deutschnofen ab. Von hier aus stehen dem Gast alle Wege offen — zum Wandern in die Berge, zum Flanieren ins schicke Bozen samt Besuch des Ötzi-Museums oder zum Bummeln an den Gardasee. Die Entfernungen sind kurz, die Straßen bestens ausgebaut und ausgeschildert.
Doch wer sich einmal im Eggental eingenistet hat, den zieht es in der Regel nicht mehr so schnell fort. Latemar und Rosengarten sowie die fantastische Bergwelt um die Passhöhe Jochgrimm oder die leichtgängige Wanderoase Petersberg locken zu Ausflügen. Kulinarische Leckerbissen werden auf den Hütten mitgeliefert. Schließlich ist der Gast ja auf italienischem Boden — auch wenn das der Südtiroler nicht gern hört.
In und rund um Deutschnofen gibt es jede Menge hervorragender Häuser, die entweder in den vergangenen Jahren aufwendig renoviert oder komplett neu gebaut wurden.
Zu den Geheimtipps zählt da wohl noch das Marica-Hotel in Eggen. Ein sportlich hoch ambitioniertes Wirtsehepaar bietet seinen Gästen unter anderem geführte Mountainbike-Touren, die — insbesondere jüngere Radler — sonst nur am Gardasee finden.