Renovierte „Deutschland“: Der Charme der Zwanziger

Kiel (dpa/tmn) - Frische Farbe, altbewährter Stil: Die Reederei Deilmann hat der „Deutschland“ einen neuen Anstrich verpasst und sie modernisiert. Der Charakter des Schiffs hat sich aber nicht verändert.

Urlauber können sich dort weiter fühlen wie in den 1920er Jahren.

Als die „Deutschland“ am Montagabend (7.6.) in Kiel auslief, war die Farbe noch nicht getrocknet. Zwei Wochen lag das „Traumschiff“ aus der gleichnamigen ZDF-Serie im Bremerhavener Dock, nun ist es mit 480 Passagieren an Bord wieder in See gestochen. Rund 12 Millionen Euro haben die neuen Eigner nach inoffiziellen Angaben in das einzige Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge investiert. Für den Chef der Reederei Deilmann, Konstantin Bissias, ist der Einsatz von Lack, Farbe und neuem Teppichboden aber erst der Beginn vieler kleiner Verbesserungen: „Wir werden die 'Deutschland' behutsam auf neuen Kurs bringen, ohne ihren besonderen Charakter zu verändern.“

Der Charme der Goldenen Zwanziger soll mit der Renovierung neuen Glanz bekommen. Das Decksmobiliar aus massivem Teakholz ist frisch lackiert, die Wände nahezu aller Kabinen haben neue Farbe bekommen und die Teppichböden fühlen sich bei jedem Schritt federnd neu an.

„Das ist aber fast schon das Einzige, was die Passagiere selbst von der Renovierung spüren“, sagt Dominic Gross, der bei Deilmann für die Gestaltung der Bordprogramme zuständig ist. Der größte Teil der Investitionen sei unter Deck in die Technik wie zum Beispiel die Klimaanlage geflossen. Besonders aufwendig gestaltete sich zudem die Sanierung der Antriebsmaschinen, die in der Vergangenheit wiederholt für Probleme gesorgt hatten.

Der Schornstein kündet von weitem vom neuen Geist an Bord des elf Jahre alten Schiffs. Er trägt das neue Logo der „Deutschland“: einen stilisierten Schiffsbug über fünf große Sternen. Die Sterne symbolisieren den Anspruch der Reederei, mit ihrem einzigen Schiff ein schwimmendes Grand Hotel auf die Weltmeere zu bringen.

Mit ihrer Innenarchitektur, die den Stil zu Beginn des 20. Jahrhunderts imitiert, versprüht die „Deutschland“ den Hauch des Besonderen. Auch den Vorstandsvorsitzenden der Aurelius AG, Dirk Markus, hat das „Traumschiff“ damit für sich eingenommen. „Im Inneren ist es ein Rolls Royce aus den 20er Jahren“, sagt Markus.

Seine Investorengesellschaft übernahm im August 2010 die Reederei Deilmann, als das einstige Familienunternehmen finanziell in Seenot geriet. „Wir glauben, dass es für dieses Konzept ein gutes Potenzial gibt.“ Obwohl er dem Charme des Schiffes erlegen ist, hat der Finanzexperte das Rechnen nicht vergessen. „Wir haben das Engagement sehr genau geprüft und eine Menge an Optimierungsmöglichkeiten festgestellt.“

Zu den Optimierungen, die Reedereichef Bissias in den kommenden Monaten vornehmen will, zählt eine stärkere thematische Ausrichtung der Reisen. Mit Vicky Leandros durch die griechische Inselwelt, ein Klassikmusik-Reiseprogramm mit Justus Frantz - das sind Stilelemente, die künftig die Deilmann-Angebote prägen sollen.

Bissias sieht sich dabei durchaus in der Tradition des verstorbenen Reedereigründers Peter Deilmann. Der hatte bewusst darauf verzichtet, sein Schiff mit Balkonen ausstatten zu lassen. „Er wollte nicht, dass die Passagiere auf ihren Kabinen hocken. Sie sollten miteinander ins Gespräch kommen“, erklärt Bissias. „Wir liefern ihnen den Gesprächsstoff dazu.“

Aurelius-Chef Markus ist selbst wiederholt auf Kreuzfahrten mit seinem Schiff gegangen und plant bereits die nächste Tour rund um die britischen Inseln. Neue Pläne für ein weiteres Schiff hegt er dagegen vorerst nicht: „Man braucht keine großes Flotte, um erfolgreich zu fahren. Das Hotel 'Adlon' lässt sich auch hervorragend betreiben, ohne dass man eine ganze 'Adlon'-Kette benötigt.“

Auch Reederei-Manager Bissias konzentriert sich lieber auf ein Schiff, als eine kleine Flotte ähnlicher Typen zu betreiben. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er den besonderen Charakter seines Schiffes nicht für reproduzierbar hält: „Wir haben allesamt Original-Kunstwerke an Bord.“ Plastik-Skulpturen wie auf anderen Schiffen im Stil der großen Passagierdampfer werde es bei Deilmann nie geben, versichert Bissias. Und auch bei der nächsten grundlegenden Renovierung soll die Patina auf den zahlreichen Bronze-Büsten unangetastet bleiben.