Zu Besuch bei Weißküfern und Sennsattlern im Appenzeller Land

Appenzell (dpa/tmn) - Traditionen gehören zum Appenzeller Land: Rund um den Berg Säntis gibt es Handwerks-Berufe, die an vielen anderen Orten ausgestorben sind. Und die Drechsler, Haarkünstler und Sennsattler lassen sich von Besuchern gern über die Schulter schauen.

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Wenn Hans Reifler an seiner Drehbank steht, fliegen die Späne in alle Richtungen. Der Weißküfer bearbeitet einen Fahreimer, einen Holzkübel, den die Senner traditionell im Sommer mit auf die Almen nehmen. „Bei mir ist das alles noch Handarbeit“, sagt Reifler, der sein Geschäft in Hundwil im Schweizer Kanton Appenzell schon in dritter Generation betreibt.

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Reifler stellt die Gefäße aus heimischen Ahorn oder Tanne her: „Der Name Weißküfer kommt daher, dass wir mit sehr hellem Holz arbeiten, und der Inhalt der Eimer, die Milch, auch weiß ist.“ Die Eimer erhalten einen Boden aus einem dünnen, biegsamen Streifen Holz, und einen Henkel, der mit einem Gewinde an den Eimer geschraubt wird. Danach geht es an die Kür: Mit verschiedenen Werkzeugen und Schnitzmessern werden die Gefäße reich verziert.

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Über der linken Schulter trägt der Senn-Bauer diesen Eimer bei der Alpfahrt, bei der die Tiere der Tradition zufolge auf die Almen im Appenzeller Land getrieben werden. Dabei wird vor allem das Bödeli zur Schau getragen, der bemalte Boden. „Der ist jedoch nicht direkt auf das Holz aufgemalt“, erläutert Weißküfer Reifler. Ein Holzteller mit dem bäuerlichen Bild ist am Boden des Fahreimers befestigt, „sonst hätte die Malerei ja beim Melken im Dreck gestanden“.

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Mina Inauen fertigt in ihrem Wintergarten Schmuck für Frauen. Der wird mit der traditionellen Appenzeller Werktags- oder Festtagstracht getragen - oder im Alltag zu Jeans oder Hosenanzug. Das Besondere an ihrem Schmuck: Er wird aus Haaren geflochten. „Das war früher der Schmuck der armen Leute“, sagt die pensionierte Handarbeits-Lehrerin. „Haare hatte man in Hülle und Fülle.“ Uhrenbänder und Halsketten, Ohrringe und Armbänder wurden aus den Haaren geflochten.

Heute sind nur noch einige der einst zahlreichen Techniken bekannt, mit denen feste Ketten oder Bänder, die innen hohl sind, geknüpft werden. „Ich verarbeite das Kopfhaar von Menschen und Tieren“, erklärt sie. Menschenhaare seien geschmeidiger als Ziegen- oder Pferdehaare, braune meist dicker als helle. An einer sogenannten Jatte in ihrem Wintergarten flicht sie die sorgsam sortierten Haare, die mit Eisenmuttern beschwert sind. „Das Prinzip ist das einer Strickliesel“, erläutert sie, „es hat etwas Meditatives, die Haare zu flechten“. Die Ruhe, die sie dabei ausstrahlt ist allemal Grund genug, sie bei der Arbeit einmal zu besuchen.