Massengedränge auf der Rheinkirmes

Nach dem Feuerwerk wurde es eng auf dem Platz. Einige Besucher reagierten panisch. Andere fühlten sich an die Loveparade vor einem Jahr erinnert.

Düsseldorf. Die Rheinkirmes am Freitagabend: Nach dem Feuerwerk strömen tausende Besucher von der Oberkasseler Brücke auf die Festwiese. Dort wollen gleichzeitig viele Gäste den Platz verlassen. Auf der Kirmesgasse vor dem Schlösserzelt wird es gegen 23 Uhr richtig eng. Auch vor der Alpina-Bahn stehen hunderte Besucher dicht an dicht, ein Durchkommen ist unmöglich. Besucher schubsen sich, Kinder werden zum Schutz auf die Schultern genommen, eine Schlägerei bricht aus.

Die Menge wird unruhig, alle versuchen irgendwie weiterzukommen. Thomas Bernhardt von der Geschichtswerkstatt beobachtet das Geschehen zufällig vom Center TV-Studio aus — es befindet sich in sechs Metern Höhe. Von dort sieht er, wie sich die Menschen selbst helfen: „Zäune, die den Privatbereich der Schausteller abschirmen, wurden aus der Verankerung gehoben, um dem Gedränge zu entfliehen.“ Mit seinem Handy filmt er das Gedränge - wir zeigen am Ende des Textes einen Ausschnitt. Eine andere Augenzeugin berichtet gegenüber der WZ: „Einige Frauen reagierten panisch und hyperventilierten.“

„Ich bin aus dem Fußballstadion einiges gewohnt, aber das war schon ziemlich heftig“, sagt Jens Presche, ein anderer Augenzeuge. In dem Gedränge verliert er seine Freunde, kann dann durch den Hinterausgang der Alpina-Bahn entkommen. „Ich habe kein Sicherheitspersonal gesehen. Jetzt kann ich mir vorstellen, wie die Katastrophe in Duisburg passieren konnte“, sagt Presche.

Szenen, wie sie die St. Sebastianus Schützen eigentlich vermeiden wollten. Nach der Loveparade-Katastrophe sind die Sicherheitsauflagen erhöht, eine Sicherheitsfirma engagiert worden. Deren 40 Mitarbeiter sollten die Besucherströme lenken und lange Schlangen auflösen. Das gelingt den Sicherheitskräften am Freitag gegen 23.30 Uhr. Mit einer Personenkette wird der Bereich abgeschirmt, langsam löst sich der Stau auf. „Aus unserer Sicht haben die Maßnahmen gegriffen, wir überlegen aber, diese enge Stelle im nächsten Jahr baulich zu entzerren“, sagt Thomas König. Der Kirmesarchitekt bestätigt, dass nicht alles reibungslos funktioniert hat, sieht aber keine Alternative: „Man kann so etwas nicht verhindern, ohne den Platz einzuzäunen und den Einlass zu kontrollieren.“

Ansonsten zieht König eine durchwachsene Bilanz: „Wir hatten mit 3,4 Millionen Gästen deutlich weniger als im Vorjahr.“ Da hatte man als Besucherzahl 4,3 Millionen genannt. Beides sind indes Wunschzahlen: Wie berichtet, sehen Experten die reale Zahl normalerweise bei etwa zwei Millionen Besuchern, dieses Jahr dürften es wegen des Wetters entsprechend weniger gewesen sein. Vor allem die Wochentage waren schwach besucht. Das schlägt sich auf den Umsatz der Schausteller nieder, offene Karussells und Eisverkäufer haben die größten Einbußen.