Alleinerziehend: Allein zu leben ist der Hammer

Fattiha Amaruch genießt das LebenmitihremSohn.

Krefeld. Die meisten Menschen haben Mitleid mit Alleinerziehenden. Sie haben keinen Partner und tragen die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder ganz alleine - oder zumindest größtenteils. Sie werden zerrieben von ihrer Aufgabe und sind dabei total unglücklich, so das Klischee. Dass es auch anders geht, beweist das Beispiel Fattiha Amaruch. Die Mutter eines achtjährigen Jungen namens Jonas sagt über ihr Leben: "Es ist total der Hammer!"

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Doch das war auch mal anders. Als Jonas neun Monate alt war, trennte sie sich von ihrem Partner, dem Vater des Kindes. "Es ging einfach nicht anders, ich habe gemerkt, dass Liebe alleine nicht ausreicht", erzählt die quirlige 42-Jährige. "Wir hatten wirklich fast nichts gemeinsam." Ihre damalige Entscheidung hat sie bis heute nicht bereut. Obwohl sie, als Jonas zweieinhalb Jahre alt war, in ein tiefes Loch gefallen ist.

Damals hat sie ihre Existenz verloren. Sie war über zwölf Jahre selbstständig, hatte einen eigenen kleinen Tierfachhandel, besaß ein eigenes Pferd. Als sie ihr Geschäft aus finanziellen Gründen schließen musste, musste sie sich auf ein völlig neues Leben einstellen: "Meine Arbeit war weg, meine Kunden auch, ich habe mein Pferd verloren", berichtet sie. "Alles kam zusammen - mein Leben ist über mir zusammen gebrochen." Auf einmal war die aktive, rothaarige Frau fast 24 Stunden am Tag alleine mit dem Kind. "Das hat mich schon ganz schön belastet, und ich habe mich ziemlich isoliert gefühlt." Auch der Vater des Kindes hat sich anfangs nicht so um Jonas gekümmert, wie sie es sich gewünscht hätte. "Das war ein ganz schöner Kampf", sagt Amaruch. "Er wollte einfach nicht akzeptieren, dass er sich an feste, regelmäßige Besuchszeiten halten musste."

Heute klappt alles reibungslos, Jonas ist jedes Wochenende bei seinem Vater. Zwischen Amaruch und ihrem Ex-Partner ist sogar ein freundschaftliches Verhältnis entstanden. "Jetzt habe ich oft frei von meinen Mutterpflichten, habe auch mal Zeit für mich und kann mich prima erholen", berichtet sie. "Wenn Jonas dann montags wieder bei mir ist, freue ich mich immer richtig auf ihn." So sei sie sogar besser dran als manch eine Ehefrau, die Rund-um-die-Uhr-Mutter ist.

Vier Jahre lang war sie überzeugter Single. "Ich hatte einfach keinen Kopf für einen Mann. Ich hatte erst einmal die Nase voll und wollte über mein Leben nachdenken." Jetzt ist sie bereit für eine neue Liebe. Doch diese zu finden, ist nicht so einfach. Denn ihr neuer potentieller Traummann muss einige Bedingungen erfüllen: Er muss ihren Sohn akzeptieren. "Ich suche aber keinen neuen Papa für Jonas, er hat ja einen. Aber ich würde mir wünschen, dass mein neuer Partner sein Freund wird", sagt sie.

"Aber auch sonst bin ich ganz schön wählerisch." Amaruch mag tiefgründige Menschen, Ethik und Werte sind ihr wichtig. Ihr neuer Partner muss ihr auf Augenhöhe begegnen. "Entweder er ist mir gleichwertig oder das wird nichts."

Etwas, was sie in ihrer früheren Beziehung vermisst hat, darf jetzt auch nicht fehlen: gemeinsame Unternehmungen. Amaruch selber ist leidenschaftliche Anglerin: "Besonders nachts finde ich das sehr entspannend." Sie liebt Gartenarbeit und Trödelmärkte. Sie interessiert sich für Esoterik und hat einen Motorradführerschein.

Schwierigkeiten, Männer kennen zu lernen, hat sie nicht. "Aber ich merke sofort, wenn’s nicht passt. Und das ist leider ziemlich oft der Fall", sagt sie lachend und ziemlich entspannt.

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