Berufe mit Tradition: Jeder Hut findet seinen Kopf
Josef Dadon ist der einzige Hutmacher in Krefeld. Sein Beruf und das Handwerk erleben eine Renaissance.
Krefeld. „Jeder Hut hat seinen eigenen Charakter“, sagt Josef Dadon. Er ist Hutmacher, und das aus Leidenschaft. Seit fast 20 Jahren entwirft und fertigt er Hüte aller Art. Dass er einmal ein solch kreatives Handwerk ausüben würde, liegt nahe: „Ich wurde quasi neben der Nähmaschine geboren, sagt der Sohn einer Schneidermeisterin, der gebürtig aus Israel stammt. 1992 kam er nach Deutschland, seitdem dreht sich sein Leben um Kopfbedeckungen aller Art.
Anfangs hat er Hüte nur mit Hilfe einer Nähmaschine gefertigt. Über die Jahre kamen die klassischen Gerätschaften wie ein Dampfbügelgerät oder etliche Holzformen hinzu: „Ich habe mittlerweile so 600 bis 700 Formen“, erzählt er. Auch einen antiken Hut-Erweiterer besitzt er, mit dem Hüte geweitet werden, die zu eng sitzen. „Eine ältere Dame hat mich angerufen und mir erzählt, dass sie einen Huterweiterer besitzt. Sie wollte ihn mir vermachen, weil sie ihn in guten Händen wissen wollte“, sagt Dadon.
Der 53-jährige Autodidakt legt Wert auf Tradition und arbeitet noch genauso, wie es die Modisten, also Hutmacher, früher auch getan haben. Das einzige, was sich geändert habe, sei das elektrische Dampfbügeleisen, mit dem er die Hüte bearbeitet: „Früher wurden die Hüte über einen Topf mit heißem Wasser gelegt. Der Dampf, der hoch stieg, hat dann das Material des Hutes formbar gemacht.
Aber mit so einem Bügeleisen ist es schon angenehmer zu arbeiten“, sagt er. Ansonsten sei alles wie früher. Sogar die Appretur, mit der die Kopfbedeckungen bearbeitet werden, stellt er aus Schellack, einer Substanz, die aus einer Laus-Art gewonnen wird, selbst her.
Die Materialien, die Dadon für seine Hüte verwendet, sind vielfältig: Sommer Seegras, gewickeltes Papier, Sisal oder Panama, um nur einige zu nennen. Manche Kunden kämen aber auch mit bestimmten Wünschen, wie ein Filzhut etwa. Viele Hüte entspringen aber auch seiner bunten Fantasie: „Manchmal, wenn ich einen Hut fertig habe und ihn betrachte, dann denke ich: Ohwei, den Hut werde ich nie verkaufen. Und dann kommt jemand und will unbedingt diesen Hut haben. Jeder Hut von mir findet seinen Kopf“, sagt Dadon und lacht. Mittlerweile würden auch wieder mehr Männer Hut tragen. In den letzten fünf Jahren sei es ausgeglichen zwischen den Geschlechtern. „Schön, dass das Handwerk wieder geschätzt wird“, findet der Hutmacher.
Neben seinem Atelier in Krefeld besucht er sämtliche Kunsthandwerksmärkte mit seiner „rollenden Werkstatt“. Ein Wagen, mit allem was er braucht, um vor Ort Hüte zu machen. Dort hat er sogar schon Kunden gehabt wie Whoopi Goldberg, die seitdem feste Kundin ist und bereits 19 Hüte von Dadon hat. „Denn egal, ob im Atelier oder unterwegs“, so sagt Dadon, „hauptsache, die Hüte sind mit Liebe gemacht.“