Creinvelt: Eisbär Knut im Krefelder Zoo

Fünf Stunden bester Krefelder Humor bei der Premiere im Park-Hotel: Nur eigene Kräfte steigen auf die Bühne.

Krefeld. "Carpe noctem - nütze die Nacht!" rät Sitzungspräsident Georg Rupp gleich zu Beginn den Gästen. Der Präsident ist eine Nummer für sich, kommentiert wortgewandt die einzelnen Beiträge und beweist sich im Finale auch als Sänger und Rapper: eine Zusammenfassung der Creinvelt-Sitzung in 60 Sekunden. Und der Diplom-Psychologe verrät Insider-Kenntnisse: "Man muss nicht verrückt sein, um hier aufzutreten, aber es hilft ungemein."

Auch im 82. Jahr ihres Bestehens präsentiert die Krefelder Brauchtumsgesellschaft "Creinvelt" ihren Fans zwischen Neujahr und Altweiber ein fünf Stunden umfassendes Programm auf Krefelder Humor-Niveau. Die Premierenbesucher im ausgebuchten "Krefelder Hof" waren begeistert. Manche von ihnen vermissten die früher üblichen Seitenhiebe auf die Kommunalpolitik. Insgesamt sechs Abende stellen die Creinvelter unter dem diesjährigen Motto "Manierlich und unjerejelt" auf die Beine, getreu der Devise: Alles mit eigenen Kräften.

Dieter Lorenzen als der handwerkliche "Mann für alle Fälle", Andreas Aretz, Ralf Füchtler und Rüdiger Koch als Musketiere mit internationaler Bier-Erfahrung, Rainer und Claus Neuwirth mit ihrem Reisebüro "Op Jöck" und der Beherrschung der internationalen Flaggensprache, Ortwin Dühring und Hans Lohberg als Bauer und Knecht von Krützpoort sowie Klaus Steinbach als Else Neureich, die sich mit ihrem Lottogewinn endlich den wichtigen Dingen des Lebens widmet - sie alle verkörperten eher die vordergründige Unterhaltung.

Ernst Braam und Josef Schwalbach bei einer Begegnung Goethe - Mozart mit "Faust op Krieewelsch" sowie die stimm- wie kostümlich gepflegten Marionetten Wilhelm Havermann (Bass) und Wilfried Paul (Tenor) zu Krefelder Themen trafen eher den feingeistigen Nerv.

Knut, der Eisbär, durfte nicht fehlen: Er hat jetzt eine Stelle im Krefelder Zoo gefunden und kann seinen Duft mit "Krefelder Parfüm" verfeinern, wie Markus Prehn und Johannes Kockers demonstrierten. Jochen Lenzen kam mit kölschen Klängen und prangerte als Lehrer von der Keias die Errungenschaften des Schulsystems an: "Ich kann Grammatik - und watt kannst Du?"

Den Auftakt gestaltete Franz-Josef von der Hocht, Chef der Geismühlen-Spechte, als Müller aus Oppum, der "verrückt auf Mühlenflügel" ist. Vor dem Finale kalauerten Johannes Kockers, Werner, Claus, Rainer und Sebastian Neuwirth als Flavius Josephus und drei Könige über alle möglichen Sterne, nur ihren konnten sie partout nicht finden.

Ergänzt wurden die Wortbeiträge durch Lieder von Horst Krischer, der das Motto umschrieb, Charly Nießen und Dieter Lorenzen, die ihre Liebe zum Westwall-Markt verreimt hatten, und der gesamten Corona, die abschließend feststellte: "Kiek, dat es Krie-ewel". Musikalisch begleitet wurde der Abend von der routinierten Peter-Fritz-Combo.