Erfolgreiche Athleten geben spannenden Geschichtsunterricht

Sportler haben in der Montessori-Gesamtschule zum Thema Völkerverständigung im Sport gesprochen.

Krefeld. Wenn Prominente aus dem "Nähkästchen" plaudern, darf meist mit amüsanter Unterhaltung gerechnet werden. So wurden die Besucher auch nicht enttäuscht, die am Montagabend den Weg zur Montessori-Gesamtschule eingeschlagen hatten. Der Einladung der Europa-Schule zum Thema Völkerverständigung im Sport waren im Rahmen eines deutschlandweiten Europa-Projekttages erfolgreiche Athleten aus der Region und ein Funktionär gefolgt.

"Ich habe mich immer gefreut, ins Ausland zu fahren, weil ich dort meine größten Erfolge hatte und habe so schnell Sprachkenntnisse erworben", berichtet Rudi Altig. Nicolas Müsgens ist dank seiner französischen Mutter zweisprachig aufgewachsen und hat in der französischen Hockey-Nationalmannschaft gespielt.

Heide Ecker-Rosendahl hat in England dank ihres Schulenglisch eine Freundin gefunden. Christian Keller sagt: "Meine Sprachkenntnisse helfen mir heute auf den internationalen Journalisten-Tribünen bei wichtigen beruflichen Informationen und der Pflege privater Kontakte." Und Theo Rous fasst zusammen: "Der Weg zur Europäisierung ist in erster Linie die Sprache."

Dass der Sport in der Lage ist, zur Verständigung der Völker beizutragen, wurde von allen Teilnehmern bestätigt. So hätten die Fußball-Weltmeisterschaften 1954 in Bern und 1966 in England zur Aussöhnung nach dem Krieg beigetragen. Von dort habe sich auch der Begriff der Fairness international verbreitet.

Heide Ecker-Rosendahl hat bis auf Albanien und Irland dank des Sports alle europäischen Länder bereist. "Der Unterschied für den Wandel wird an meinem Pass deutlich", sagt sie. "Früher passte kein Zollstempel mehr rein, heute brauche ich kaum noch einen Pass."

Auf dem Weg durch die Sportgeschichte gibt es viele gesellschaftsprägende Ereignisse - gute wie schlechte. Ausgangspunkt der heutigen Gewalt im Fußball sei 1985 die Fan-Randale im Brüsseler Heysel-Stadion gewesen, die mit 39 Toten und 454 Verletzten in die unrühmliche Geschichte des Sports einging.

Gar als einen "sportlichen Schock" bezeichnet Keller den Mauerfall 1989, weil "die Ost-Athleten in Elitezentren zu Doping-Monstern gezüchtet wurden". Und er zieht Parallelen zu China, wo bei den vergangenen Olympischen Spielen "No-Name-Sportler" unerwartete Höchstleistungen erzielt hätten. Aber er verweist auch auf die nostalgischen Erlebnisse, als eine Franziska van Almsick im zarten Alter von 13 Jahren ihren Badeanzug mit Hammer und Sichel-Emblem mitbrachte und mit dem Föhn trocknete.

Heide Ecker-Rosendahl erinnert sich: "In Split traten 1990 zum letzten Mal zwei deutsche Teams bei einer Veranstaltung auf, wir standen Hand in Hand und hatten Tränen in den Augen." Diskutiert wurden außerdem die erheblichen Auswirkungen des "Bosman-Urteils", jenes belgischen Fußballspielers, der gegen die für ihn geforderte Ablösesumme klagte. Das folgenschwere Urteil des Europäischen Gerichtshofs gab Bosman Recht und hob die Fußballwelt aus den Angeln. Argument dafür war die Freizügigkeit der Arbeitswahl. Weshalb es bisweilen Mannschaften gibt, in denen nur noch ausländische Spieler kicken.

Man hätte den Akteuren noch länger zuhören können. Für die Schüler der Montessori-Gesamtschule gab es jedenfalls spannenden Geschichtsunterricht.