Gymnasium am Stadtpark: Arbeit bis zum letzten Tag
Rolf Nagels geht als Leiter am 31. Juli in den Ruhestand. Fünf Jahre lang war er auch Sprecher dieser Schulform. Im WZ-Gespräch blickt er zurück.
Krefeld. Am 18. Juli um 11 Uhr, ein Tag vor dem letzten Schultag, wird Rolf Nagels Gäste haben. Dann wird der Leiter des Gymnasiums am Stadtpark in Uerdingen offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Wenn die Gäste gegangen sind, geht die Arbeit weiter: Denn bis 31. Juli wird Nagels, der am 7. Oktober 65 Jahre wird, noch mit Schulleiter-Aufgaben beschäftigt sein. „Am 31. Juli mache ich eine Vollbremsung“, sagt er. „Das Auslaufen entfällt.“
Herr Nagels, was machen Sie zurzeit?
Rolf Nagels: Ich bin mit dem doppelten Abitur beschäftigt. Das ist schon eine logistische Belastung: Bis zu acht Kurse legen parallel die schriftliche Prüfung ab. Die mündlichen Prüfungen werden ein Riesenaufwand. Alle 165 Abiturienten werden von einer dreiköpfigen Kommission geprüft. Und ich bereite Dinge für das kommende Schuljahr vor, so zum Beispiel Einstellungen von Lehrern und Gutachten für unsere Referendare.
Sind Sie ein Befürworter des Turbo-Abiturs nach acht Jahren?
Nagels: Grundsätzlich ja, aber nicht in der Form, wie wir sie in Nordrhein-Westfalen haben. Fünf Jahre Sekundarstufe I bis zum Ende der Klasse 9, das sechste Jahr gekappt, dann drei Jahre Oberstufe ist Unsinn. Das G-8-Abitur wurde von der Politik völlig unvorbereitet auf die Schullandschaft geschmissen. Das gilt nicht nur für das Turbo-Abitur. Das gilt für Inklusion, für die Verkürzung der Lehrerausbildung, das gilt auch für neue Schulformen. Die Kollegen werden in zu vielen Punkten unvorbereitet ins kalte Wasser geworfen.
Sie sind seit 1999 Leiter des Stadtpark-Gymnasiums in Uerdingen. Ist Uerdingen der richtige Standort für die vierte städtische Gesamtschule, die später ebenfalls eine Oberstufe haben wird?
Nagels: Aus meiner Sicht ist es nicht der richtige Standort. Für mich wäre Oppum richtig gewesen. Oppum ist eine schulische Diaspora. Die dortige Realschule ist der einzige ,Pfarrer’ in dieser Diaspora.
Schadet die Gesamtschule in Uerdingen den beiden Gymnasien Stadtpark und Fabritianum?
Nagels: Die Gymnasien werden nicht leiden. Das zeigen die jetzigen Anmeldezahlen. Was wohl passieren wird, ist, dass die Quereinsteiger, die zu uns in die Oberstufe gekommen sind, künftig wegfallen.
Wir haben gehört, dass Sie bereits eine Nachfolgerin haben, die aber noch nicht die offizielle Urkunde hat. Das ging relativ schnell. Besetzungen von Schulleiterstellen gehen nicht immer so reibungslos.
Nagels: In der Tat sind Besetzungen von Leiterstellen bei weiterführenden Schulen ein Problem — aber ein kleineres als bei den Grundschulen. Was an Grundschulen passiert, ist aus meiner Sicht eine Unverschämtheit: Mehr Arbeit für wenig Geld, mehr Verantwortung gegen zu schlechte Bezahlung.
Sie sind nicht nur Schulleiter, Sie sind auch hier geboren. Was wünschen Sie Krefeld?
Nagels: Krefeld hat eine ausgesprochen kreative Schullandschaft. Ich wünsche der Stadt, dass dies so bleibt. Den Schulen wünsche ich, dass die Politik mehr Geld in sie steckt. Das Gebäudemanagement — nicht die handelnden Personen — ist eine Katastrophe. Und die Politik glaubt, dass mit weniger Geld und Personal mehr zu schaffen ist.
Im Rückblick: Was sagen Sie zu der Schule, die Sie seit 1999 leiten?
Nagels: Ich habe vor 14 Jahren eine gute Wahl getroffen. Das Gymnasium am Stadtpark ist eine lebendige, moderne Schule mit einem sehr guten Klima. Das macht die Arbeit für einen Leiter leichter.
Ein Blick voraus: Was macht Rolf Nagels nach dem 31. Juli?
Nagels: Ich habe eine Menge Hobbys, für die ich dann einfach mehr Zeit habe. Dazu gehört, dass meine Frau Gisela und ich Mitglieder bei den Theaterfreunden sind und gerne ins Theater und in Konzerte gehen. Eine Erfahrung habe ich schon gemacht: Suche ich im Internet nach Urlaubsmöglichkeiten etwa im September, also zu einer Zeit, die während des Berufslebens gar nicht infrage kommt, sehe ich Angebote und Preise, die während der Sommerferien unmöglich sind.