Hoch hinaus in den Himmel über Krefeld

Vor dem Sommerlager des VfS nahm WZ-Autor Jerome Zackell im Segelflieger Platz.

Krefeld. Eigentlich sind alle Segelflugzeuge des Vereins für Segelflug (VfS) schon auseinander montiert und in den bis zu elf Meter langen Anhängern verstaut. Doch zwei Segler stehen auf dem Flugplatz Egelsberg noch bereit, um vor der Vereinsreise nach Ellwangen-Jagst noch eine Runde über heimatliche Gefilde zu drehen. Der weiße Doppelsitzer mit der Bezeichnung D-4144 vom Typ Twin III Acro ist einer von ihnen.

Der Reifendruck des Segler aus glasfaserverstärktem Kunststoff wird noch gewissenhaft überprüft, dann wird das Fluggerät auf die Rollbahn geschoben. Thomas Wiehle, zweiter Vorsitzender des VfS Krefeld, erfahrener Pilot und Fluglehrer lässt mich mitfliegen. Bevor es losgeht bekomme ich einen Fallschirm angelegt und erfahre, wie dieser im Notfall zu benutzen ist. "Aber es wird nichts passieren", versichert mir Thomas Wiehle.

Unter der Kunststoffkuppel des Segelfliegers haben zwei Personen hintereinander Platz. Vorne sitzen normalerweise die Flugschüler, heute übernehme ich diesen Part. Thomas Wiehle, der den Flieger vom hinteren Platz steuern wird, erklärt mir die Funktion der Pedale im Fußraum und des Steuerknüppels, auch über die Instrumententafel weiß ich bald Bescheid. Schon wird das Zugseil am Segler befestigt. Ich verriegele die Kuppel und spiele in Gedanken noch einmal das Szenario eines Ausstieges aus dem Segelflugzeuges durch: Abschnallen, Kuppel entriegeln und abwerfen...

Wie bei den großen Flugzeugen gibt es eine Checkliste vor dem Start. "Das Seil spannt sich schon", sagt Thomas Wiehle. Um einen Segler in die Luft zu bringen wird entweder ein übermotorisiertes Schleppflugzeug oder eine Seilwinde ("Windenstart") benutzt. Wir hängen an einer Seilwinde, die keine Mühe hat das Segelflugzeug auf über 100 Stundenkilometer zu Beschleunigen.

Nach wenigen Sekunden Beschleunigung wie in einem Sportwagen heben wir vom Boden ab und sind schnell den Wolken 400 Meter näher. "Klack", das Zugseil wird entkoppelt und ich genieße den schönen Weitblick über Krefeld. "Dort vorne ist schon Kempen zu sehen", ruft Thomas Wiehle.

Im Westen die Thomasstadt, Richtung Süden ist die Rennbahn zu erkennen. Der "Mississippi-Dampfer", das bunte Hochhaus am Bleichpfad, bietet, egal ob man ihn schön findet oder nicht, aus der Luft eine gute Orientierung.

Das Rauschen der vorbeiströmenden Luft wirkt fast schon entspannend. "Die Thermik zu finden macht den Reiz am Segelflug aus", erklärt Pilot Thomas Wiehle und versucht die schwachen Aufwinde an diesem Sonntagnachmittag zu nutzen. Doch die reichen nicht, um das Fluggerät höher zu tragen. Nach mehreren Runden über dem Flugplatz setzen wir Landeanflug an.

Die Landung ist überraschend sanft, in so manchen Ferienflieger fühlt sie sich härter an. Die Segler des VfS Krefeld werden bis zum 8. August in Ellwangen-Jagst, etwa 70 Kilometer westlich von Stuttgart, weilen. Neben "Zeltlagerromantik" bietet der Ausflug nach Baden-Württemberg eine gute Übung für die Flugschüler des Vereins. "Wir werden auch Leistungsflug betreiben", erklärt Thomas Wiehle.

Beim Leistungsflug gilt es den Segler möglichst lang in der Luft zu halten und Starts und Landung wie im Lehrbuch zu fliegen. Neun Flugzeuge und 30 Personen machen sich auf die Reise. Meine Reise mit Thomas Wiehle im Segelflugzeug werde ich so schnell nicht vergessen.