Karneval: „Schnäuzer“ singen die Nationalhymne

An diesem Wochenende ging’s in den Krefelder Sälen wieder drunter und drüber. Die WZ mischte sich unter die Narren.

Mösche-Männekes

Bis auf den letzen Platz besetzt war das Spatzennest der KG Mösche-Männekes. Präsident Ingo Bossers begrüßte zur Prunksitzung im Seidenweberhaus ein prächtig kostümiertes Publikum. Novum in der Geschichte des Krefelder Saalkarnevals: Die zwei witzigen Figuren des Schnäuzer-Duos schwangen aus Stolz über die sportlichen Erfolge die schwarz-rot-goldene Fahne und stimmten die deutsche Nationalhymne an - und 1000 Narren erhoben sich und sangen mit. Danach kannte die "Fantasie op Krieewelsch" mit "Mösche-Piep-Piep" und dreifachem Helau keine Grenzen: "Jetzt geht’s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten." "Ohne den Sieg der Fantasie über das Wissen gäbe es keinen Karneval", so Ingo Bossers, und überreichte den Krefelder Tollitäten, Prinz "Eisenherz" Klaus IV. und Lieblichkeit Madeleine I. als Geschenk einen Gutschein für fünf Personen zum Besuch des Phantasialandes in Brühl. Neuer Ehrensenator wurde Oberbürgermeister Gregor Kathstede. Dann ging es Schlag auf Schlag: Cover-Musik mit "Zollhuus" und "de Fetzer" sowie Kalle Pohl, Manni der Rocker, Trompetenartist Bruce Kapusta und der Tanzgarde "Blaue Jungs".

Heinis Hausball

"Heinis Hausball", die Karnevalsveranstaltung im Pfarrheim der Gemeinde St. Heinrich in Uerdingen, hatte wieder einiges drauf. Bei dem seit Oktober ausverkauften Event, das seit 50 Jahren zum festen Bestandteil der Uerdinger Karnevalsszene gehört, führten Präsident Heinrich "Heini" Horrix und sein Sohn Thorsten durch den Abend. Zu den Höhepunkten zählten dabei die Büttenrede "Billigflug" von Marita Horster, die Vorstellung und Vereinigung der Uerdinger Minister im "Gesang und Tanz", der Auftritt der Uerdinger Prinzenpaares mit Gefolge und Manfred Brauns "Der Schwader-Hannes". Auch die Aufführung von "Oeding im Wilden Westen" mit Heinis Hausband kam bei den Karnevalisten zu fortgeschrittener Stunde gut an. Bei der Parodie auf das anwesende Uerdinger Dreigestirn wurden Pastor Jürgen Lenzen, Diakon Georg Strüder und Gemeindereferentin Maria Pesch zum Objekt der Belustigung. Bis kurz vor Mitternacht regierte in dem Saal des Pfarrheims der närrische Humor. "Dieser Abend ist das Highlight des Gemeindelebens in Uerdingen-Nord. Das Lokalkolorit zieht die Leute an", sagte Organisator Franz Kopecky.

Rosa Jecken

Das närrische Epizentrum der KG Rosa Jecken lag an diesem Wochenende im Stadtwaldhaus. Bei ihrer Prunk- und Kostümsitzung unter dem Motto "Im siebten Jahr der Fantasie" bebte der mit 450 kostümierten Gästen zum Bersten gefüllte Saal. Die Programm-Mischung aus traditionellem Karneval und Show begeisterte die jecke Schar von der ersten bis zur letzten Tischreihe. Die Band Cover Kölsch eröffnete mit kölsche Karnevalsliedern die letzte Sitzung mit Oliver Pauw als Präsident. Der Frohsinn aus der Domstadt animierte die Narren im Saal und den als Harlekine verkleideten Siebener-Rat sofort zum Mitsingen und Schunkeln. Die ersten herzhaften Lacher des Abend erntete Redner Rudi Grevsmühl. Der Mann aus Münster fürchtet sich nach der Fusion von Himmel und Hölle selbst vor dem Teufel nicht mehr. Einen prächtigen Auftritt legte die Tanzgarde der Grün-Weißen Funken vom Zippchen aus Kölsch-Büllesbach aufs Bühnenparkett. Die Hebemariechen folgten durch die Luft, die Beine der Tänzerinnen wirbelten im Takt, und ihre Hebefiguren reichten bis zur Decke - ein toller Aufzug, der mit reichlich Applaus belohnt wurde. Anschließend sorgte Sänger Diana Ring mit Evergreens dafür, dass die "Sitzung tanzt".

Gesellschaft Parlament

Als am Samstagabend im mit 180Narren randvoll gefüllten Festsaal des Traditionslokals "Et Bröckske" die Sound-Fanfaren zur großen Prunksitzung der Gesellschaft Parlament einzogen, kehrte dank des musikalischen "Familienbetriebs" sofort Schunkelstimmung ein. Akrobatik und Eleganz vermittelte die Tanzgarde KK Stahldorf. Aus Willich war die Prinzengarde mit Musikzug und Tanzcorps zu Gast. Außerdem erfreute Tanzmariechen Vanessa Gracin von den "Närrischen Gartenzwergen" die Gäste. In der Bütt begeisterte zum Auftakt "Eisbrecher" Matthias Munsch mit trockenem Humor. Weitere Highlights: "Der schöne Micha" alias Michael Wimmers und Vereinspräsident Jürgen Fischer als "D'r Weinselige", der als Büttenredner gar über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Nationales Flair erlebte die Narrenschar bei einem Tanz der Prinzengarde der Partnergesellschaft KG Blau-Weiß Moringen aus Niedersachsen. Ein schönes Geschenk zum 150-jährigen Bestehen erhielt "das Parlament" auch von der Braunschweiger Narrenzunft: Die BNZ-Brass-Band spielte zu Ehren der Krefelder Gesellschaft auf. Höhepunkt zum Ende des Programms war die "Playback-Hitparade", eine Gruppe Marke "Eigengewächs". Im Finale bereitete Karin Feller den närrischen Gästen einen gefühlvollen musikalischen Abschied mit "Du mein Krefeld".

Fidele Ströpp

Spaß satt und Musik en masse gab’s am Samstagabend im heiter aufgeputzten Saal Gietz an der Marienstraße. Die "Fidelen Ströpp" haben eingeladen zur "Großen närrischen Sitzung". 340 Jecke, zumeist bunt kostümiert, waren dem Ruf gefolgt. Angeheizt von der Onnertz-Band standen die ersten bereits um 19Uhr auf den Stühlen beim Einzug der Gastgeber und des Fanfarenzuges der Uerdinger Narrenzunft. "Die Ströpp sind da, jetzt ist was los", ließ Präsident Horst Esters das Vereinslied anstimmen. Viel Beifall gab es für einen Besuch aus dem Erftkreis: das Oberempter "Dreigestirn" aus Jungfrau, Prinz und Bauer. Im Fünf-Stunden-Programm waren die Ströpp selbst gut vertreten. Aufmunternden Beifall verdiente sich Thomas Fitzner; in seiner Erstlings-Rede nahm er sich der Leiden der Radler in Krefeld an. Die Ströpp-Garde gefiel mit präzisem Garde-, später Show-Tanz. Die Ströpp-Pantöffelchen parodierten unter tosendem Beifall die Nationalmannschaft der Schwimmer. Ein Pointen-Feuerwerk bot das Bütt-As der Gesellschaft, Karl Mingers, als "Kümmerling". Sänger Dirk Elfgen mit der Feuerwerk spuckenden Gitarre brachte den Saal zum Kochen. Und schließlich zum Schluss wollte man die "Oedingsche Jonges" nicht von der Bühne lassen.

Während der Veranstaltung kam es zu einer ungewöhnlichen Ehrung für Helmut Stratmann, seit 50 Jahren Ströpp-Vorsitzender. Der Vorsitzende des "Arbeitskreises Krefelder Karnevalisten" (AKK), Helmut Hannappel, überreichte ihm den "Goldenen Verdienstorden mit Brillanten für Erhaltung des und Förderung heimischen Brauchtums" des Bundes Deutscher Karneval.