Nachwuchsdesignerin, aber kein Modepüppchen
Eine Schülerin des Berufskollegs Vera Beckers macht beim Fashion Design Award in der Düsseldorfer Nachtresidenz mit.
Krefeld. Natalie Miller hat schon als kleines Mädchen für ihre Puppen Kleider genäht, denn Mode ist ihre Leidenschaft. Jetzt gehört sie zu den zwölf Teilnehmerinnen, die am 8. Februar beim Fashion Design Award in der Düsseldorfer Nachtresidenz mitmachen, der dieses Jahr erstmals ausgetragen wird. Er richtet sich an Designer in der Ausbildung.
Die 22-jährige Kempenerin macht auf dem Berufskolleg Vera Beckers eine Ausbildung zur Bekleidungstechnischen Assistentin. Als Harald Thomas von Worth-Fashion ihrer Klasse letztes Jahr einen Besuch abstattete und Teilnehmer für den Award suchte, dachte sie sich: "Warum soll ich das nicht einfach mal versuchen?" Also zeichnete sie vier Abendkleid-Entwürfe und schickte sie ein. Das Ergebnis: Sie wurde aus über 100 Bewerbern ausgewählt. "Ich war sehr überrascht", sagt Miller. "Ich hätte damit gar nicht gerechnet." Thomas erklärt: "Wir haben in Natalies Mappe viele positive Tendenzen erkennen können. Sie hat wirklich Talent."
Die Zeit bis zum Award ist für Natalie sehr stressig. Sie muss acht Outfits entwerfen und selber nähen. Doch das ist noch nicht alles: "Wir erwarten nicht nur hochkarätige Modeentwürfe, sondern auch ein komplett durchdachtes Konzept für die Präsentation", so die Designerin Inna Thomas. Dazu gehört neben dem Licht- und Musikkonzept auch die Gestaltung der Auftritte. "Die letzten Woche habe ich oft bis spät in die Nacht gearbeitet", sagt die Schülerin.
Sie selbst ist nicht gerade das, was man ein Modepüppchen nennt. "Eigentlich trage ich immer nur Jeans und Pulli", sagt sie. "Zu gewissen Anlässen ziehe ich mich natürlich aber auch mal eleganter an." Ab und zu näht sie sich ihre Klamotten selber.
Das Motto der Veranstaltung lautet "Philosophie der Mode". "Die Nachwuchsdesigner sollten sich über die Frage Gedanken machen: Was ist für mich Mode?", erzählt Harald Thomas. Für Miller ist die Antwort klar: "Mode unterstreicht die Weiblichkeit, das ist meine persönliche Definition."
Den Gewinner ermittelt eine professionelle Jury, zu der unter anderem Dirk Wolfers von Toni Gard sowie die Designer Tristano Onofri und Peter O. Mahler gehören - alles feste Größen in der Modebranche. Jede der zwölf Teilnehmerinnen - nur Mädchen haben es in die Endrunde geschafft - bekommt auf jeden Fall einen Praktikumsplatz für sechs Monate in der Modebranche. Der Erstplatzierten winkt neben einem Jahresabo der Zeitschrift GAP, 1000 Euro und einer Pfaff-Nähmaschine auch ein Praktikumsplatz bei Toni Gard. Und nicht nur das: "Der Gewinner darf einen Monat lang das Schaufenster von Toni Gard auf der Düsseldorfer Kö mit seinen Entwürfen gestalten", sagt Thomas erfreut.