Lkw-Routenkonzept: „Geben Sie diesen Irrsinn auf“

Schulleiter fordert von Regierungspräsidentin Änderung des Lkw-Routenkonzeptes. IHK will, dass sich die Stadt der Bezirksregierung widersetzt.

Krefeld. Das Thema Lkw-Routenkonzept löst bei Wolfgang Baumeister nur noch Kopfschütteln aus. „Was da geplant wird, ist der reine Blödsinn“, sagt der Verkehrsexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. „Wir erwarten von der Politik in Krefeld, dass sie das verhindert. Den Konflikt mit der Bezirksregierung muss man aushalten.“

Deutliche Worte findet auch Uwe Roscheck, Leiter des Ricarda-Huch-Gymnasiums an der Moerser Straße. „Geben Sie diesen Irrsinn auf“, fordert er in einem Brief an die Regierungspräsidentin Anne Lütkes.

Was Baumeister und Roscheck so erzürnt, wird an diesem Mittwoch im Planungsausschuss beraten (ab 17 Uhr, Raum C 2, Rathaus). Es geht um den Entwurf der Neusser Ingenieurgesellschaft Stolz (IGS), die im Auftrag der Stadt das Lkw-Routenkonzept erarbeitet hat.

Da der Luftreinhalteplan die Durchfahrt von Lkw über 3,5 Tonnen auf einigen Strecken verbietet, müssen Ersatzrouten her. Während dies in Fischeln und Uerdingen nicht zu Konflikten führt, gibt es in der Stadtmitte mächtig Streit.

Seit November 2010 dürfen Lastwagen den Ring zwischen Blumentalstraße und Nordwall nicht benutzen. Ein Verkehrsverbot gilt auch für die Stern- und ein Stück der Hülser Straße. Allerdings: Die Lkw-Fahrer halten sich nicht daran. Polizeisprecher Dietmar Greger: „Wir kontrollieren hier nicht, weil uns andere Aufgaben wichtiger sind.“

Nach Meinung der IGS-Experten sollten die Lastwagen auf ihrem Weg von Westen nach Osten den Ring verlassen und über den Nordwall und die Moerser Straße bis zum Europaring fahren. Die Ingenieure räumen ein, dass die Strecke einen Nachteil aufweist. So gebe es auf zwei Fünftel der Route keine Radwege oder Radfahrstreifen. Es könne deshalb häufiger zum „Konfliktfall Radfahrer/Lkw“ kommen. Ansonsten sei die Strecke allen anderen geprüften Varianten überlegen.

Das sieht Wolfgang Baumeister von der IHK ganz anders. Er verweist darauf, dass die Lkw beim Weg über Nordwall/Moerser Straße etwa 3,5 statt 2,9 Kilometer fahren. „Die Belastung der Luft wird also nicht nur anders verteilt, sondern auch erhöht.“ Dies gelte auch für den Verkehr in Ost-West-Richtung mit dem Zwang, „unsinnige Umwege“ zu fahren (siehe Grafik). Baumeister fordert, dass die schweren Lkw weiter den Ring benutzen.

Planungsdezernent Thomas Visser sieht in dem IGS-Entwurf ebenfalls Konfliktpotenzial. „Das Konzept ist in der Tat schwer nachvollziehbar“, sagt der Beigeordnete. Eigentlich sei der Ring für den Schwerlastverkehr optimal ausgelegt. Visser verweist aber auf die EU-Vorgaben zum Luftreinhalteplan. „Wenn wir die Lkw fahren lassen, droht eine Vertragsstrafe, die letztlich die Stadt Krefeld zu bezahlen hat.“

Schulleiter Roscheck hält andere Argumente für wichtiger. An der schon heute stark befahrenen Moerser Straße seien die Schüler des größten Innenstadt-Gymnasiums erheblich mit Lärm und Staub belastet. Seit sechs Jahren dränge man die Stadt vergeblich, die maroden Fenster auszutauschen. Noch mehr Lkw-Verkehr sei unzumutbar.