MIK sammelt für Mies-Modell
Christiane Lange will in Krefeld die Diskussion über den berühmten Architekten anstoßen.
Krefeld. „Wir machen nicht in Nostalgie sondern wollen wertvolles Kulturgut für die Zukunft nutzbar machen.“ Dies stellt Christiane Lange, Urenkelin des damaligen Verseidag-Direktors Hermann Lange, fest. Dieser hatte den Architekten Mies van der Rohe mit dem Bau seines Wohnhauses an der Wilhelmshofallee beauftragt.
Die Kunsthistorikerin Christiane Lange ist Initiatorin und Vorsitzende von „Projekt MIK — Mies in Krefeld“. Mit einem aktiven und kompetenten Team von rund 20 kunstverständigen Menschen will sie mit „Projekt MIK“ das Kulturgut Mies-Architektur durch Forschung und Ausstellungen bergen und sichtbar halten und es allgemein verständlich einem breiten Publikum zugänglich machen.
„Mies van der Rohe war einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wir wollen die Diskussion über ihn in Krefeld anstoßen. In Krefeld auch deshalb, weil mehrere wichtige Gebäude von ihm hier erhalten sind.“ Das Projekt wolle „Einfluss nehmen auf das Bewusstsein der Stadt auf das Selbstbewusstsein seiner Menschen“.
„Projekt MIK“ hat dafür bereits fertige Werkzeuge im Angebot. Das 200-seitige Buch von Christiane Lange mit Illustrationen „Ludwig Mies van der Rohe. Architektur für die Seidenindustrie“ (Nicolai Verlag, Berlin). Oder der neue 52 Minuten lange Film von Christiane Lange und dem WDR-Autoren Helge Drafz aus Uerdingen, der das Werk und Wirken von Mies in vielen bisher unbekannten Bildern zeigt. Es gibt ihn in einer deutschen und einer englischen Version. Produziert wurde der Film vom Krefelder Mic Thiemann.
Für internationale Schlagzeilen will „Projekt MIK“ mit einem spektakulären Vorhaben auf dem Egelsberg sorgen. Im Dezember soll die Entscheidung darüber fallen, ob der nie realisierte Mies-Entwurf für den Krefelder Golfklub, der sich damals dort befand, über 80 Jahre danach als 1:1-Modell umgesetzt wird. Die Pläne für den Club befinden sich im Mies-Archiv im Museum of Modern Art in New York.
Rund 500 000 Euro soll das Projekt etwa kosten. Etwa zwei Drittel dieser Summe seien in Form von festen Zusagen bereits vorhanden, stellt Christiane Lange zufrieden fest. Im Nordosten des Egelsberges soll das Modell aus Sperrholz und Stahl auf dem freien Acker vom Genter Architekten Paul Robbrecht gebaut werden. Zugänglich für die Allgemeinheit wäre es von Mai bis Oktober kommenden Jahres. Geld-, aber auch Sachspenden werden noch gesucht.
Die Kunsthistorikerin möchte aber nicht, dass „Projekt MIK“ auf dieses Modell fokussiert wird. „Wir wollen Austausch und Anstoß mit regionalen und internationalen Symposien und Workshops. Wir planen eine Dauerausstellung zum Thema. Wir wollen eine Vernetzung von Instituten und Archiven der Forschung.“ Nicht zuletzt hat Lange eine „Präsenzbibliothek“ im Kopf. Mit dieser will sie die großen Lücken schließen, die über Mies in der städtischen Mediothek vorzufinden sind. „Wo das angesiedelt wird, ist offen. „Es kann die Mediothek sein, aber auch eines der Museen in Krefeld.“
Eine sehr klare Position hat Christiane Lange zu einem eventuellen Abriss des denkmalgeschützten Stadthauses. „Schon die Erwägung eines Abrisses ist indiskutabel. Das würde kein gutes Signal für Krefeld sein. Eiermann war ein sehr wichtiger deutscher Architekt der Nachkriegszeit.“ Der Besitzer eines Denkmals müsse auch für dessen Erhalt Sorge tragen.