Öffnungszeiten: Freie Bahn für Spät-Shopper

Immer mehr Supermärkte haben bis 22 Uhr geöffnet. Doch der große Ansturm ist ausgeblieben.

Krefeld. Freitagabend, 21.30 Uhr in Krefeld - der Parkplatz vor Real an der Hafelsstraße ist erstaunlich leer. Aber einige Kunden holen sich einen Einkaufswagen und wollen noch ihre Wochenendeinkäufe erledigen. Denn geöffnet ist heute bis 22 Uhr. Spät-Shopping ist angesagt.

Stimmungsvolle Klänge von Wham rieseln dezent aus den Boxen des Einkaufszentrums. Wie angenehm - es gibt kein Gedränge, keinen Stau vor der Fleischtheke oder Kasse. Wer normalerweise seine Einkäufe am Samstagvormittag erledigt und danach total gestresst nach Hause fährt, wird die Ruhe zu schätzen wissen.

Doch wie kommt dieser Zusatzservice bei den Kunden an? In der Textilabteilung steht Sabine Landscheidt und sagt: "Ich finde das ganz gut mit den langen Öffnungszeiten. Ich bin berufstätig und heute eher zufällig so spät hier, aber ich werde das bestimmt wiederholen."

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Kundin Veronika Hoppe-Naundorf macht heute "eine Ausnahme aus Bequemlichkeit". Ihre Tochter flitzt durch die Gänge: "Mama, was soll ich noch holen?" Hoppe-Naundorf sagt: "Zwar ist die Möglichkeit, jetzt noch einkaufen zu können, für mich als Selbstständige recht angenehm, aber eigentlich brauche ich die langen Öffnungszeiten nicht. Sie sind eine zusätzliche Belastung für die Mitarbeiter und verschaffen kleineren Geschäften einen Wettbewerbsnachteil." Jeder könne es schaffen, vor 20 Uhr einzukaufen.

Das sieht auch Attila Tamasi so. "Ich nehme dieses Angebot heute wahr, weil ich noch einen Termin hatte und es vorher nicht geschafft habe", sagt er. "Aber es wäre auch nicht schlimm, wenn ich diese Möglichkeit nicht hätte. Außerdem tun mir die Mitarbeiter leid." Er ist davon ausgegangen, dass mehr los sei. "Aber wahrscheinlich kaufen die meisten Leute immer noch am Wochenende ein."

Albrecht von Truchseß, Real-Sprecher, erklärt: "Das ist ein interessantes Phänomen. Egal, wann ein Laden schließt - sei es um 20, 22 oder 24 Uhr: Die letzte Stunde ist immer ruhiger."

Michael Brück, Geschäftsleiter von Real , ist zufrieden mit den langen Öffnungszeiten: "Wir konnten viele Neukunden gewinnen. Das merken wir daran, wenn Leute nach dem Standort von alltäglichen Dingen fragen." Die Situation der Mitarbeiter sei nicht schlimm. Jeder hätte seine wöchentliche Arbeitszeit, die nicht überschritten wird. Keiner werde ausgebeutet und Zuschläge gebe es für die Spätöffnung ebenfalls. "Viele wollen sogar spät arbeiten, weil das mit der Familienorganisation dann besser klappt", sagt Brück. "Wir nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse einzelner Angestellter."

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