Heiligabend kommt uns der Mars näher

Was sie sehen, ist immer Vergangenheit. Viele Objekte existieren längst nicht mehr.

Krefeld. Vom Himmel über Namibia kann Dr. Wolfgang Verbeek (68) nur schwärmen: "Die Luft ist gerade im Südwinter unglaublich klar, das Land ist so dünn besiedelt, es gibt kaum störende Lichtquellen." Der pensionierte Bayer-Chemiker ist Vorsitzender der Vereinigung Krefelder Sternfreunde (VKS), die es einzeln und in Gruppen immer wieder an ferne Ziele führt - mit Teleskopen und präparierten Spiegelreflexkameras.

Die Heimat der Krefelder Sternfreunde liegt 9000 Kilometer entfernt - auf 51 19’ 12,55" nördlicher Breite, 06 33’ 56,56" östlicher Länge und 81 Meter über dem Meeresspiegel: Im 12. Stock des Klinikum-Hochhauses am Lutherplatz, das der künftige Eigentümer Helios abreißen möchte. Seit 1972 haben die 85 VKS-Mitglieder dort ein kleines Domizil, das ihnen der damalige Oberstadtdirektor Hermann Steffens beschaffte. Jetzt benötigen sie ein günstiges neues Quartier mit drei Räumen, das nicht auf einem Dach gelegen sein muss. Die Stadt hilft bei der Suche.

Ein wasserdichtes elektrisches Rolldach schützt das computergesteuerte Schmidt-Cassegrain Spiegelteleskop mit einer Brennweite von 3000 Millimeter. Hier werfen auch Teilnehmer von Volkshochschulkursen Blicke in ferne Welten, von denen viele schon lange nicht mehr existieren. Das Licht der Explosion ist noch unterwegs zur Erde.

"Das ist einer der faszinierendsten Aspekte unseres Hobbys", sagt Wolfgang Verbeek, "wir schauen in die Vergangenheit." Das können Millionen Jahre sein, oder auch Sekunden.

Tausende interessierter Krefelder sind bislang den Einladungen der Sternfreunde zur Beobachtung von Sonnen- und Mondfinsternissen, Merkur- und Marsdurchgängen auf Egelsberg, Sprödental- oder Theaterplatz gefolgt. Und auch Heiligabend steht wieder ein astronomisches Ereignis bevor: Dann kommt uns der Mars so nahe wie schon lange nicht mehr. Um fünf Uhr früh verschwindet an diesem Tag der Mars hinterm Vollmond. Ob die Sicht klar sein wird?