Nuhr findet Wahrheiten in Krefeld

Der stille Comedian bringt das Seidenweberhaus zum Beben.

Krefeld. Die absolute und ultimative Wahrheit ist: "Ahornsirup klebt!" Diese Erkenntnis bleibt nach 90 Minuten bei den Zuschauern im Seidenweberhaus hängen, nachdem Dieter Nuhr mit seinem neuen Programm "Nu(h)r die Wahrheit" die Bühne wieder verläßt. Schließlich ist er als studierter Pädagoge ergebnisorientiert, und so gibt es dann auch einen kleinen Wissenscheck.

Er braucht kein großes Equipment und keine besondere Beleuchtung: Ein Mikro, ein Tisch und schon geht’s los. Er gehört eher zur stilleren Sorte der Comedians - oder doch der Kabarettisten? Er passt in keine Schublade. Auf jeden Fall ist Nuhr immer für einen witzigen Abend gut. Eigentlich hatte er vor, mit schwerer Kost zu beginnen: "Ich dachte so an Amerika und Kapitalismus oder Ausländer mit einem Baseballschläger durch die Stadt jagen - tut man nicht und so! Apropos - sind Neonazis hier? Dann muss ich langsamer sprechen, die verstehen ja nicht alles."

Auch der Klimawandel bleibt nicht unerwähnt. So erinnert Nuhr sich wehmütig an den vergangenen April, der praktisch der Sommer war. "Wie lange muss ich um den Block fahren, damit das Klima so bleibt! Denn sind wir doch ehrlich - wärmer wäre schöner!"

Aber wie überall ist das mit der Wahrheit immer so eine Sache. Denn antwortet man auf die Frage "Schatz, sag mir mal die Wahrheit", wirklich mit der Wahrheit ist gleich Ärger angesagt. Lügt ein Buddhist, muss er damit rechnen, als Spreewald-Gurke wiedergeboren zu werden. Auch bei den Christen ist es mit der Wahrheit nicht so einfach, erklärt Nuhr. Was soll man auch auf die Frage: "Willst du die hier anwesende... bis das der Tod euch scheidet?" auch antworten? Etwa: "Ähm, also, wann genau soll der Tod denn eintreten?" Und im Falle einer Trennung ist man alles los, im Gegensatz zum Tierreich: "Keine Schnecke muss nach der Scheidung ihr Haus verkaufen."

Nuhrs Programm hat von allem etwas: Politik, Religion, Alltag, ein wenig dies, ein wenig das. Nuhr hat mehr Tiefgang als ein Comedian, zu wenig Schärfe für einen Kabarettisten. Aber wen interessiert das noch, wenn der Saal vor Lachen bebt.