Schlachthof: Barhocker sind die Sahnestückchen
Die Gäste ersteigern die Einrichtung des Traditionslokals.
Krefeld. Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Der Hammer saust auf die Theke, und der Barhocker aus der Schlachthof-Disco wechselt für zehn Euro den Besitzer. "Jeden Freitag hab’ ich drauf gesessen", erinnerte sich Marcel wehmütig an so manche unvergessene Nacht: "Ich liebe diesen Laden", gesteht er. Leider ist es mit der Liebe jetzt vorbei. Wie berichtet, schließt das bekannte Lokal aus dem Bermudadreieck.
Ein letztes Mal lädt Chef Stephan Hoff hierhin ein. "Zu einem witzigen Abschluss-Event. Ich will meinen Gästen bei der Versteigerung die Gelegenheit geben, Erinnerungsstücke zu erwerben." Und so wechselt denn so ziemlich alles, was nicht niet- und nagelfest war, den Besitzer. Darunter einige Sahnestückchen wie die Lampe von Lumination Art, der Desperado-Kühlschrank oder die Schlachthofbilder von Werner Westphal.
Begehrt ist aber auch weniger Ausgefallenes wie Tische und Bänke. "Die Hocker gingen alle weg. Die Leute haben uns die Sachen aus der Hand gerissen", zieht Hoff am nächsten Morgen Bilanz. "Sogar die Türblätter von Herren- und Damenklo sind wir los." Es sind aber auch keine gewöhnlichen. Artm Wächter hatte sich mit Bildern darauf verewigt. Nur die Theke soll eingelagert werden, und vielleicht gibt’s mit ihr ein Wiedersehen. Aber da will sich Hoff noch nicht festlegen.
"Liebe Leichenfledderer", begrüßt Auktionator, Kabarettist Volker Diefes, die Gäste. Die sind von Anfang an in Ersteigerungslaune. Mit jedem erworbenen Teil nimmt man schließlich auch ein Stück Vergangenheit mit, wie das dem Discoalter entwachsene Ehepaar: "Wir waren früher hier. Mittlerweile sind es unsere Kinder." Andere wieder sind auf der Suche nach Mobiliar für den Partykeller. Sogar das nicht gerade zierliche aber "schnuckelige Leuchtmittel" über der Theke namens "Wolke" findet einen Liebhaber. Nach fünf Stunden gegen Mitternacht ist der "Schlachthof" ausgeschlachtet. Danach werden nur noch die flüssigen Reste vernichtet.