Schülerpraktikum: In Urgroßvaters Fußstapfen treten

Lukas Bongartz hat sein dreiwöchiges Schulpraktikum in einer Werkstatt für Restaurierungen absolviert. Schon der Vater seines Großvaters hat dort gearbeitet.

Krefeld. „Da hinten in der Ecke, da hat mein Ur-Großvater Fritz immer gesessen“, sagt Lukas und zeigt in den hinteren Bereich der Restaurierungswerkstatt Gebrüder Schleiffenbaum.

Dort, wo einst der Vater von Lukas Großvater gearbeitet hat, sitzt heute der 14-jährige Schüler der Montessori-Gesamtschule. Die Wahl, sein Pflichtpraktikum in der Fachwerkstatt zur Konservierung und Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten zu absolvieren, fiel schnell.

Lukas Großvater hatte seinem Enkel den Betrieb durch die Erzählungen wiederum seines Vaters schmackhaft gemacht. „Ich wollte immer etwas Handwerkliches machen. Wenn der Vorschlag dann noch aus der Familie kommt, ist es noch spannender hier mal reinzuschauen.“

Über 50 Jahre hat Lukas Ur-Großvater Fritz Paas zusammen mit seinem Bruder Wilhelm in dem Betrieb gearbeitet. Aus Erzählungen des ehemaligen Betriebsinhabers ist bekannt, dass Fritz Paas nie in Urlaub fahren wollte, weil er sich lieber um seinen Garten kümmerte.

„Der Garten gehört jetzt meinem Opa“, erzählt Lukas. Sein Ur-Großvater war damals Werkstattleiter und überwiegend für die Polierung der Objekte zuständig. Noch heute sind in einigen Linner Wohnhäusern die Haustüren eingebaut, die einst von Fritz Paas und seinem Bruder restauriert wurden.

Die Fußstapfen des Ur-Großvaters sind groß, dennoch sind die Ziele des 14-Jährigen klar formuliert. „Es wäre schon schön, wenn ich hier später arbeiten könnte.“

Bis dahin liegt allerdings noch ein weiter Weg vor ihm. „Man merkt, dass er handwerkliches Geschick hat,“, sagt Betriebsinhaber und Rolf Pütz. „Feinheiten muss er aber noch lernen.“

Sein handwerkliches Geschick hat der Krefelder an einem Salontisch aus dem 18. Jahrhundert bewiesen. An der leicht geschwungenen Tischplatte hat Lukas schon am ersten Praktikumstag die locker gewordenen Furniere gelöst, wieder neu zugeordnet und anschließend festgeleimt.

Lukas, der sein eigenes Zimmer zwar lieber modern einrichtet, ist von den antiken Objekten dennoch fasziniert. „Ich finde es toll, was die Menschen damals kreiert haben“, sagt der 14-Jährige. „Privat stöbere ich gerne in Antiquitätengeschäften.“

Während seines Praktikums hat Lukas viele wichtige Aufgaben eines Möbelrestaurators kennengelernt. Dazu gehört das Bespannen von Sitzen, das Ablösen von altem Leim, der Rahmenbau, oder das Lösen der Furniere. Am meisten Spaß hat ihm aber das Abschleifen eines Schrankinnenraumes gemacht.

Eines bedauert der Schüler allerdings sehr. Bei der Restaurierung eines Hochaltars, der bei einem Brand in der Aachener Citykirche St.Nikolaus schwer beschädigt wurde, kann Lukas nicht mitwirken.

„Wahrscheinlich werden wir den Auftrag im Juni bekommen“, sagt Inhaber Pütz stolz. Wenn die Arbeiten los gehen, sitzt der 14-Jährige schon lange wieder in der Schule.

Nach seinem Abitur geht es dann aber mit großen Schritten weiter, hinein in die Fußstapfen des Ur-Großvaters.