Spaziergang: Stadtgeschichte in 90 Minuten
Auswärtige und einheimische Teilnehmer erleben die Krefelder Innenstadt.
Krefeld. Spazieren kennt man meist im Zusammenhang mit gemütlichem Gehen. Es war am Samstag eher ein Sturmlauf als der vom Verkehrsverein angekündigte Spaziergang durch die Stadt, denn Ulrich Pudelko legte ein strammes Tempo vor bei seinem Marsch entlang der Sehenswürdigkeiten der Krefelder Innenstadt. Nicht einmal bei einer Rast mit einem Glas Most gönnte der Mitarbeiter des Stadtmarketings den 20 Teilnehmern ein kurzes Verweilen. Dabei waren die Stationen durchaus gut gewählt und die Erklärungen informativ und mit netten Anekdoten garniert.
So erfuhren die Teilnehmer bereits vor dem Rathaus Wissenswertes von der Geschichte der Seidenbarone und Mennoniten. Etwa, dass die Familie von der Leyen eine der ersten war, die den Grundstein für später 50000 Webstühle in der Seidenstadt legte. Vorbei ging es entlang der Carl-Wilhelm-Straße an den vom Krefelder Architekten Karl Buschhüter entworfenen Häusern bis zum Theaterplatz.
Hier erläuterte der Stadtführer, dass der Platz im Mittelalter ein Soldatenfriedhof war und sparte die aktuelle Nutzung durch die Drogenszene nicht aus. Nach einem kurzen Blick mit architektonischer Erläuterung auf das leer stehende Horten-Haus, Seidenweberhaus, Theater und Mediothek - mit der Ankündigung "sehenswert" - hätten die vielen auswärtigen Teilnehmer nicht nur gerne gewusst, was Mediothek überhaupt bedeutet, sondern auch einen Blick ins Innere riskiert.
Zum Beispiel der gebürtige Krefelder, der mit Tochter und Schwiegersohn aus Gummersbach in seiner ehemaligen Heimatstadt zu Besuch war. Besser hatte es da schon eine Teilnehmerin, die seit zehn Jahren in Krefeld lebt. Sie konnte ihrer Jugendfreundin aus Bergen bei Celle aus eigener Erfahrung über ihre neue Heimat berichten. Eine bemerkenswerte Erklärung für ihre Teilnahme hatten Christine und Thomas Presch aus St. Tönis. "In jeder fremden Stadt nimmt man an einem Stadtrundgang teil, nur nicht in der eigenen."
Das Ehepaar bedauerte, dass keine Stadtrundfahrt mit dem Bus angeboten werde und sucht noch nach einer geführten Tour durch Linn.
Gemütlich wurde es für alle Teilnehmer erst am Stadtmarkt, nachdem Dionysiuskirche und das Mahnmal am Platz der Alten Synagoge passiert waren - bei Bratwurst, einer kleinen Schlemmerei oder beim Einkauf.